Guhrauer

Max Guhrauer wurde am 13. April 1869 in Schreiberhau/Schlesien geboren (Schreiberhau, Kreis Hirschberg, gehört heute zu Polen und liegt unweit der Grenze zu Sachsen östlich von Görlitz). Max Guhrauer heiratete im November 1900 in Breslau Paula Saloschin. Im selben Jahr bezog das Paar eine Wohnung in Braunschweig, in der Moltkestraße. Dort wurde im Jahr 1901 der Sohn Alexander geboren. Es folgte ein weiterer Umzug in die Leonhardtstraße, wo die Tochter Elsa-Ruth geboren wurde. 1913 zog die Familie erneut um, und zwar in die Berner Straße.

Von Beruf war Max Guhrauer Kaufmann und als solcher Mitinhaber der Firma Saloschin&Co, einem Großhandel für Gummiwaren. Die Firma gehörte dem Vater seiner Ehefrau und befand sich in der Schützenstraße. Nach der Inflationszeit verließ Max Guhrauer am 30.6.1924 die Firma und arbeitete als selbständiger Vertreter für Gummiwaren.

Er war der letzte Vorsteher der jüdischen Gemeinde Braunschweigs.

Ab 1933 erfolgten in schneller Abfolge weitere Umzüge: 19.33 in die Lachmannstarße, 1938 in die Hennebergstraße und 1942 in den Neuen Weg. Von dort aus wurde er am 16. März 1943 nach Theresienstadt deportiert, wo er am 4. Juni desselben Jahres starb. Vier Tage später äscherte man ihn im Krematorium Theresienstadt unter der Nummer 17.305 ein. Sein Name wurde, mit einem falschen Sterbedatum, in den Familiengrabstein in Braunschweig eingraviert, obwohl Max Guhrauer dort nicht begraben ist.

Paula Guhrauer, geb. Saloschin, wurde am 6. Januar ? in Kosten, Preis Posen (heute Posnan) geboren. Ihre Eltern waren der Kaufmann Alexander Saloschin und seine Frau Maryane, geb. Gotthelf. Paula hatte zwei ätere Brüder, Herman und Wilhelm Saloschin, beide ebenfalls Kaufleute. Am 2. April ? zog Paula erstmals nach Braunschweig. Sie bewohnte dort eine Wohnung im Haus Bohlweg 41 a und zwei Jahre später eine auf dem Hagenring.

Die Trauung mit ihrem Ehemann Max fand in Kosten, ihrem Heimatort, statt, die Hochzeit wurde in Breslau gefeiert. Ihr erstes Kind, der 1901 geborene Alexander, wurde nach ihrem Vater benannt. Die am 1. November 1907 geborene Tochter Elsa-Ruth verstarb bereits am 10. September 1915 aus uns unbekannten Gründen.

1943 wurde Paula Guhrauer gemeinsam mit ihrem Mann nach Theresienstadt deportiert. Nach der Befreiung des KZs kehrte sie schwerkrank nach Braunschweig zurück, wohnte kurze Zeit a, Hagenrind und darauf zwei Jahre im „Elisabethheim“, vermutlich einem Pflegeheim. Im Dezember 1947 zog sie zu ihrem Sohn Alexander nach Luton in der Nähe von London. Von dort aus beantragte sie mit Hilfe eines Freundes in Deutschland Wiedergutmachung für das, was ihr angetanworden war. Dieser Versuch scheiterte jedoch größtenteils. Die Gründe dafür sind uns nicht bekannt.

Im Jahr 1952 kehrte Paula Guhrauer nach Niedersachsen zurück, weil sie das feuchte englische Klima nicht vertrug. Sie verstarb am 29. Mai 1968 in einem jüdischen Altersheim in Hannover und wurde im Grab ihrer Tochter Elsa-Ruth auf dem jüdischen Friedhof in Braunschweig beigesetzt.

Alexander Guhrauer, das älteste Kind der Familie, wurde am 17. August 1901 in der Moltkestraße 10 in Braunschweig geboren. Er wurde wie sein Vater Kaufmann. Als solcher war er geschäftlich viel unterwegs, was seine vielen Umzüge in der Zeit von 1922 bis 1932 erklärt. Si zog er zum Beispiel nach Nürnberg, Leipzig und mehrmals nach Berlin, kehrte jedoch immer wieder nach Braunschweig zurück, wo er vermutlich seine spätere Frau Hella kennen lernte. Mit ihr zusammen emigrierte er 1939 nach England. Über sein weiteres Leben in England ist nur sehr wenig bekannt. Wir wissen aber, dass er im Krieg in der Englischen Armee gegen Deutschland kämpfte und später auch als Besatzungsoffizier in Deutschland stationiert war.

Hella Margarete Guhrauer wurde am 1. Mai 1913 in Braunschweig als Hella Freudenthal geboren. Sie wuchs als Einzelkind in einer wohlhabenden Familie auf. Ihr Vater, Iwan Freudenthal, war Direktor der Pantherwerke in Braunschweig bos 1931. Diese produzierten in erster Linie Fahrräder, die auch in beträchtlichem Ausmaß ins Ausland exportiert wurden. Hella Guhrauer war überzeugte Christin. Dennoch heiratete sie Alexander Guhrauer.

Am 27. April 1939 emigrierte sie mit ihm nach England. Dort lebten sie in Luton/Bedforshire. Bis 1993 bestand Briefkontakt zwischen ihr und der jüdischen Gemeinde in Braunschweig. Uns ist bekannt, dass sie zu ihrem 90. Geburtstag noch lebte. Sie ist jedoch unter ihrer alten Adresse nicht mehr zu erreichen, und wir wissen nicht, ob sie noch lebt.

Recherche: Schülerinnen und Schüler der IGS Querum