Mosberg

Carl Mosberg und seine Frau Wilhelmine lebten mit ihren beiden Töchtern Gertrud und Elfriede bis 1919 in Braunschweig, Damm 5. Dort befand sich auch ihr Bekleidungsgeschäft.

Später zog die Familie in ein komfortables sehr geräumiges Haus in der Rankestraße 9. Noch heute erinnert das Haus an eine Villa. Die Häuser der Rankestraße wurden teilweise während der Bombenangriffe auf Braunschweig zerstört. Da jüdische Bürger nicht in einen Bunker durften, war es ein großes Glück, dass ihr Haus verschont blieb.

In den 20er Jahren heiratete Elfriede den Hannoveraner Walther Blume. Sie lebten bis 1928 noch in Braunschweig. Sie zogen in die Gausstraße nach Hannover. Wir konnten nicht herausfinden, ob die Schwester Gertrud jemals verheiratet oder geschieden war, wie eine Zeitzeugin versicherte.

Gertrud zog im Januar nach Athen und blieb dort bis Juni, kehrte im selben Monat für ein Jahr zu ihren Eltern in die Rankestraße zurück. Unmittelbar nach der Pogromnacht ging sie wieder nach Athen. Wir konnten keine genauen Informationen über den Wohnungswechsel herausfinden. Elfriede ließ sich zwei Jahre nach Kriegsende scheiden. Auch da fehlen uns genauere Informationen.

Carl und Wilhelmine Mosberg führten einen Damenhut- und Modesalon. Zeugen beschrieben diesen Salon als „mondän mit guter, gehobener Ware“.

Die Christin Wilhelmine wurde wiederholt aufgefordert von der NSDAP, sich von ihrem Mann scheiden zu lassen. Carl Mosberg war durch die sog. Mischehe vorerst geschützt. Nach der Progromnacht 1938 wurden beide verhaftet und kamen für drei Tage in Untersuchungshaft. Danach führten sie das Geschäft noch einige Jahre weiter. 1942 wurde das Geschäft von der Gestapo geschlossen. Sie besaßen nur noch das Haus in der Rankestraße.

1944 wurde Carl nach Theresienstadt deportiert, mit fast 70 Jahren. Er überlebte das KZ, ein Jahr „voller Entbehrung und Ängste“.

Seine Frau starb am 8.2.1948 nach einem Schlaganfall. Nach 1945 vermietete Carl Mosberg sein zerstörtes Grundstück mit seinem Laden an die Kepa, eine große Kaufhauskette der damaligen Zeit.

Carl Mosberg begann die Jüdische Gemeinde wieder aufzubauen. Er wurde der erste Vorsitzende der Gemeinde nach 1945 und weihte in dieser Funktion das Ehrendenkmal für die jüdischen Bürger auf dem Friedhof ein. Am 19.7.1962 starb er mit fast 90 Jahren und wurde neben seiner Frau auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt.

Carl Mosberg vererbte seinen Töchtern das Haus Damm 5. Sie verkauften den Laden. Wir fanden nicht heraus, was mit dem Haus in der Rankestraße geschah. Von den Töchtern fehlte jede Spur.

Recherche: Schüler und Schülerinnen der IGS Franzsches Feld – 2009