Mathias Theisen wurde am 30.10.1885 in Essen geboren.
Im 1. Weltkrieg kämpfte er als Frontsoldat. In den 1920 Jahren lebte und arbeitete er in Braunschweig. Nach mehreren Gewerbeanmeldungen war Mathias Theisen Geschäftsführer der Zahlstelle des Baugewerkschaftsbundes. Eine seiner Aufgaben war es, Baustellen zu besuchen und mit Arbeitern über die Mitgliedschaft zur Gewerkschaft zu sprechen.
Er wohnte in der Schubertstr. 6.
Im gleichen Haus wohnte auch seine private Sekretärin Martha Riefenstahl.
Er gehörte mehrere Wahlzeiten der Stadtverordnetenversammlung an. Über die Jahre
1925 bis 1933-1934 wurde er gewählt und übte auch dort den Posten der
Geschäftsführung aus.
Mathias Theisen war zunächst Mitglied der KPD, dann trat er kurz nach dem 23.11.1929 jedoch in die SPD ein, da er von der KPD aufgefordert wurde, sein Stadtverordnetenmandat
niederzulegen. (Er hatte im Vorhinein für Ernst Böhme als Braunschweiger
Oberbürgermeister gestimmt). Bis dahin war er der einzige KPD Abgeordnete in
Braunschweig. Nach seinem Parteieintritt in die SPD wurde er 1931 als
sozialdemokratischer Abgeordneter wiedergewählt.
Direkt nach der Machtübernahme der Nazis versteckte sich Theisen um einer Verhaftung
zu entkommen, jedoch wurde er verraten. Am 25. März 1933 überfielen SS- Mitglieder die
Wohnung der Theisens und fanden ihn dort. Noch vor Ort wurde er zusammengeschlagen
und im Anschluss in das von den Nazis besetzte Volksfreundhaus gebracht.
(Geschäftsräume der SPD)
Dort wurde er über mehrere Tage schwer gefoltert. Zeitgleich wurden weitere politisch
aktive Braunschweiger dort misshandelt und gefoltert.
Mit der schweren Folter wollten die SS erreichen, dass Theisen einerseits auf sein
Stadtverordnetenmandat verzichtet (was er nicht tat), außerdem sollte die Folter dazu dienen
von Theisen Namen und Tätigkeiten von Genossen zu erpressen.
Umfangreiche Berichte von den Tagen der Folter finden sich in dem bereits 1934 im Exil
veröffentlichen Buch „Terror in Braunschweig“ von Hans Reinowski und in
Prozessunterlagen von ehemaligen SS-Leuten, die nach der Befreiung 1945 angeklagt
wurden.
Unter Drohungen über die Folter zu schweigen wurde Theisen schließlich freigelassen.
Seine Ehefrau brachte ihn in das Krankenhaus St.- Vincenz, wo er am 10. April an den
Folgen der Folter verstarb.
Seine sehr schweren Verletzungen dokumentierte der behandelnde Arzt,
Chefarzt Dr Waldvogel.
Frau Theisen und der Vorstand seines Arbeitgebers, die Gewerkschaft Baugewerkbund
erstatteten Strafanzeige wegen Mordes. Tatsächlich führte dies auch aufgrund von
Fotobeweisen zu der seltenen amtlichen Anerkennung, dass Theisens Tod durch die
Misshandlung herbeigeführt worden ist.
Für diese mutige Handlungen wurde Frau Theisen nach der Bestattung ihres Ehemannes
verhaftet und verhört.
Das Grab von Mathias Theisen befindet sich auf dem Stadtfriedhof in Braunschweig.
Mit der Theisenstrasse ist auch eine Straße nach Mathias Theisen in Braunschweig
benannt.
Recherche Die Falken, Kreisverband Braunschweig, 2024-2025 ,
begleitender Bildungsreferent Maik Bischoff.
Anfrage von heutigen Bewohnern des Hauses Schubertstr. 6
