Sigrid Bauer, Mitstreiterin in Braunschweig

Sich erinnern, zurückzuschauen, erkennen





Frau Sigrid Bauer begrüßt die Besucher im Städt. Museum anlässlich der Präsentation.
Frau Bauer, wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Projekt "Stolpersteine" in Braunschweig zu verwirklichen?

"Während meines ersten Besuches in Israel 1999 wuchs meine innere Last, Deutsche zu sein, dazu Kind einer Generation, die schuldig geworden war. Ja, ich lebte mit einer merkbaren Last, gerade dort.
Die Freundschaft, die sich auf dieser Reise entwickelte zu zwei Menschen in Haifa, zu Menschen, die als jüdische Kinder die Vertreibung und Verfolgung erlebt haben, die nie mehr Deutsch sprechen wollten und alles vergessen wollten für immer - diese Freundschaft wurde für beide Seiten eine Brücke des Heilwerdens. Inzwischen haben wir uns ganz oft gesehen, bei uns und bei ihnen im privaten Umfeld.

Daraus entwickelte sich viel für mich:
Interesse für alle Fragen, die mit dem Besonderen der jüdischen Kultur und Religion zusammenhingen, der langen jüdischen Geschichte, dem Leiden in Europa durch die Jahrhunderte hindurch und dem Staat Israel.
Ich las sehr viel und versuchte zu verstehen.

Natürlich kam da auch Braunschweig in den Blick, mit seiner besonderen 'braunen' Geschichte, in allem der braunen Bewegung in Deutschland voraus, dazu die Staatsbürgerschaft Hitler verleihend.

Von dem Projekt „Stolpersteine“ hatte ich immer wieder gehört. Ich war begeistert und beeindruckt von diesem Gedanken.
So kam bald der Wunsch und der Entschluss: Hier kann und will ich etwas tun. Natürlich stellte ich auch die Frage: 'Ja, wie bloß? Wo fange ich an?'"

Was wollten Sie mit diesem Projekt erreichen?

"Es sollten viele Menschen angesprochen werden, Braunschweiger Bürger zum einen und ganz wichtig, die jungen Leute von heute.
Sich erinnern, zurückzuschauen, erkennen: Was war damals, genau - hier?
Sich noch einmal (oder ganz neu) bewusst werden, was auch in Braunschweig passiert ist.
Die Stadt mit ihrer Geschichte muss wahrgenommen werden. Sich identifizieren können mit diesem Teil der Geschichte über authentische Biographien, über Menschen, die nebenan gewohnt haben - ganz nah, Kollegen waren, Nachbarn, Spielkameraden. Die gelebt haben als Braunschweiger Bürger - so wie wir heute."

Was hat Ihnen am bisherigen Projekt in Braunschweig am besten gefallen?

"Ganz eindeutig: das Engagement von Euch, die intensive Arbeit, die Ihr alle hineingesteckt habt, Ihr Schüler und Lehrer (...hmmm, da passt das -Ihr- aber nicht mehr!)
Und Euer Bekanntmachen, Euer öffentliches Darstellen der Schicksale, der Menschen - mit aller innerer Beteiligung."

Sind Sie zufrieden mit dem bisherigen Projektergebnis?

"Ja, ich bin es. Es ist sichtbar, dass uns viele Menschen auch mit Ideen und Kompetenzen unterstützen...denn es muss ja noch lange 'am Leben' bleiben, um zum Ziel zu kommen, viele Biographien, viele Steine..."

Weiterhin verriet Frau Bauer, dass das nächste Projekt im Mai 2007 von einem großen Chorgesang in der Martini-Kirche begleitet wird. Dabei wird versucht, möglichst viele Menschen zu erreichen, sie anzusprechen und Geld zu sammeln. „Braunschweiger Chöre für Braunschweiger Kirchen!“ wird es eventuell heißen.


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