Aufwachsen in Nazi-Deutschland




Die Eltern von Werner Schumann, Foto Privatbesitz Werner Schumann
1930 wurde er in Wittenberge geboren. Zwei Jahre später zog er mit seinen Eltern nach Berlin, in die Heimatstadt des Vaters.

Dieser war, seit sich Werner erinnern kann, Mitglied der NSDAP und SA. Seine Aufgabe in der Sturmabteilung bestand darin, den Schießstand zu betreuen und die Verantwortung dafür zu übernehmen.

Werner Schumanns Mutter wird von ihrem Sohn als freundliche und zurückhaltende Frau beschrieben. Sie war sehr gläubig und ging regelmäßig mit Werner in die Kirche. Später äußerte sie ernste Bedenken gegenüber der Naziideologie. Daraufhin drohte ihr der eigene Ehemann, sie würde in einem Konzentrationslager enden, wenn sie weiterhin derartige Äußerungen machen würde. Der mittlerweile 10-jährige Werner hörte das Wort KZ zum ersten Mal. Ihm war der Unterschied zwischen einem Gefängnis und einem KZ unklar.

Bald darauf trennten sich seine Eltern und ließen sich scheiden. Die Gründe dafür sollen aber nicht politische gewesen sein.


Werner Schumann wurde mit Vorurteilen gegenüber Juden erzogen, obwohl er selbst nie wissentlich Kontakt zu ihnen hatte. Sie wurden von den Nazis auf Plakaten als Finanzmänner und Ausbeuter der Menschheit dargestellt und diese Ideologie übernahm Werner.

Seine Auffassung geriet ins Wanken, als er 1942 ein älteres jüdisches Ehepaar auf der Straße sah, das auf seinen dunklen Mänteln den Davidstern tragen musste. Die beiden passten gar nicht in das Bild des „Ausbeuters“. Doch der 12-Jährige konnte sich nicht von der Propaganda der Nazis lösen. Dafür hatten die Vorurteile gegenüber Juden zu sehr von ihm Besitz ergriffen.



Werner Schumann, 10 Jahre, Mitglied im Deutschen Jungvolk, Foto Privatbesitz Werner Schumann

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