Peter Löwendorf

Hans Peter Löwendorf wird 1921 in Braunschweig geboren,.
Er geht in Braunschweig in die städtische Oberrealschule. Außerdem betätigt er sich in einem Schwimm-Team auf hohem Niveau (Leistungsschwimmer).
Anfang des Schuljahres gewann er sogar den Qualifikationswettbewerb der Schule. Jedoch wurde er trotz des Erfolges nicht in das Team gerufen, weil er jüdischer Religion war.

Er flieht aufgrund rassischer Verfolgung und der drohenden Zwangsenteignung des Vaters  (Zwangsverpachtung 1935)  mit 15 Jahren, im Jahr 1936, allein nach Palästina. Peter zieht dort in die Stadt Jaffa, welche in der Nähe von Tel Aviv liegt.  1936 wird er palästinensischer Staatsbürger und lebt dort sein Leben lang.
Unter anderem betätigte er sich in Israel als Reiseleiter.
Er stirbt am 22.05.2010 in Israel.

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Brief an Peter Löwendorf          von Sören Röder

Lieber Peter,

Nun habe ich mich schon ein halbes Jahr mit dir beschäftigt. Eine kurze Zeit für ein ganzes Menschenleben. Aber genügend Zeit, um jemanden etwas kennenzulernen.
Obwohl du jetzt schon seit einer Weile verstorben bist, schreibe ich diesen Brief in dem ich meine Gedanken über dich und dein Schicksal zum Ausdruck bringen möchte .

Deine Lebensgeschichte ist einzigartig und wichtig.
Alle sollen erfahren können und sehen wie du damals behandelt wurdest.
Als 16-jähriger Jude. In einer gefährlichen Zeit.

1921 bist du geboren. In einer Zeit, die eigentlich als sicher angesehen wird. Niemand weiß, was kommen wird, wie auch.
Auch dein Vater Walther Löwendorf , der Geschäftsmann,  weiß es nicht.
Ein unbesorgtes Leben. Du gehst auf die „Kleine Burg“ wie vermutlich viele deiner Freunde auch. Es sind zwar nur Bruchstücke deines Lebens zu finden aber deutliche. Wir haben herausgefunden, dass du ein talentierter Sportler, ein Leistungsschwimmen bist. Was hat dich daran so interessiert?
Wie bist du dazu gekommen? Das wissen wir nicht. Aber es interessiert uns.
Anscheinend gewinnst du 1936 bei dem Qualifikationswettbewerb für eine Schulschwimmmeisterschaft zu Beginn des Studienjahres.

Aber dann ändert sich viel in deinem Leben. Du wirst, trotz des Sieges, nicht ins Team gerufen. Falsche Religion heißt es. Ich würde gerne erfahren, wie du darüber denkst, was das mit dir gemacht hat.
Schließlich wirst du hart ausgegrenzt. Verlierst deine Kameraden. Deine Religion ist  für die Lehrer ausschlaggebender als das du ein guter Schüler mit Bestzeiten im Schwimmen bist. Sonst war nichts. Doch du bist raus.

Vielleicht daher die frühe Erkenntnis, dass die Nationalsozialisten es nicht beim Ausgrenzen belassen werden.
Aber wie schafft es ein 15-jähriger allein nach Palästina zu fliehen?
Du bist damals in meinem Alter, sogar etwas jünger.
Was für eine Herausforderung!
Hattest du Angst?  Mut?  Abenteuerlust?  Wohl eher nicht, oder?
Bist du auf derselben Route geflohen wie heute die Menschen aus Syrien zu uns kommen?
Überraschend und schön zu hören, dass du allem zum Trotz ein neues Leben in Tel-Aviv begonnen hast. Du hast zunächst die palästinensische Staatsbürgerschaft bekommen und hast in Israel als Reiseleiter gearbeitet.

Lieber Peter, ich würde mich gern mal mit dir unterhalten.
Offene Fragen klären.   Doch das geht leider nicht.

Was ich aber machen kann, ist dir meinen Respekt zollen.
Für deinen Mut, dein Durchsetzungsvermögen und deinen Erfolg.
allein deinen Weg gefunden zu haben.

Ich wünsche dir –  Ruhe in Frieden.
Schalom.
Dein Sören

Recherche 2019 Schülerinnen und Schüler der IGSFF Braunschweig
begleitender Lehrer Jens Siebert