Erich Scheyer


Erich Schleyer
wird am 26.07.1887 geboren. Er stammt aus einer jüdischen Familie in Braunschweig.  Seine Mutter, Henriette Scheyer, stirbt am 24. Januar 1941 in einem jüdischen Altenheim an einer Lungenentzündung. Die Familie vermutet, dass sie Selbstmord beging wegen der bevorstehenden Deportation.

Sein Vater und früherer Geschäftsinhaber von der Firma W. Maseberg, Leopold Scheyer, stirbt bereits im Jahr 1909. Erich ist eines von drei Kindern, sein Bruder heißt Paul und seine Schwester Emilie Ester (Künstlername Galka).

Erich heiratet Margarete geb. Silberschmidt. Sie bekommen zwei Kinder, Bernd-Ulrich und Lore Maria. und wohnen in der Goslarschen Straße 61.
Die beiden Brüder, Paul und Erich Scheyer,  bauen das Familien-Unternehmen W. Maseberg
zu einer der größten im Freistaat Braunschweig vorhandenen Konservenfabriken aus.

Am 30.06.1938 müssen Erich und Paul Scheyer ihre Konservenfabrik  aufgrund des politischen Drucks weit unter Wert an Dr. rer. Pol. Friedrich Meinecke und Heinrich Meinecke verkaufen.

Am 10.11.1938 werden Erich und Paul verhaftet und als „Aktionsjude“ gemeinsam über Wolfenbüttel nach Buchenwald deportiert. Sie werden am 21.11.1938 wieder entlassen.

Aufgrund der nationalsozialistischen Diskreminierung und Verfolgung sowie den Erfahrungen während der Deportation, flieht Erich nach England.
Durch verschiedene steuerliche Abgaben speziell für Juden verliert Erich 97% seines Gesamtvermögens.

In England beginnt er ein neues Leben. Schließlich wird er Manager einer Konservenfabrik und Mitglied im Rotary Club.
Später gründet er zwei weitere Fabriken und leitet diese bis zu seinem 70ten Lebensjahr.
Erich Scheyer stirbt am 12.03.1983 in Esher/England.

Recherche:  IGS Franzsches Feld, !3. Jahrgang, Arthur Béla Jankowski, Finn Klages,
Veikko Poppinga.  Begleitender Lehrer: Jens Siebert.

Quellen:      Stadt-Archiv Braunschweig, Brief Erich Scheyer an Archivleiter Richard Moderhack;
Judaica Brunsvicensia, Richard Moderhack, Veröffentlicht 1966
Buch, Entwicklung von Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit in Braunschweig, Michael Wettern, Veröffentlicht 2021

 

 

 

Alfred Salomon

 

Alfred Wilhelm Hermann Salomon wird am 3.09.1865 in Helmstedt geboren.  Seine Eltern Herrman Salomon und Rosa Ballin traten 1861 vom jüdischen zum christlich evangelischen Glauben über, so wächst Alfred in einer christlichen Familie auf.

Zwischen den Jahren 1885 und 1891 leistet er mehrere Militärdienste ab, während er sein Hochschulstudium für das  Lehramt beginnt. Mit 24 Jahren schließt er 1889 dieses Studium erfolgreich ab und ist Lehrer für die Fächer Latein, Deutsch, Geschichte, Geografie, Religion, Philosophie, Religion und Pädagogik.

1893 heiratet Alfred Salomon im Alter von 28 Jahren in Helmstedt seine Frau Anne Sophie Elisabeth Schütze. Am 04. Mai 1902 wird seine Tochter Annemarie in Braunschweig geboren,

1911 wird Salomon zum Oberlehrer ernannt und an ein Gymnasium in Blankenburg versetzt. 1920 wird er zum Studienrat befördert und sechs Jahre später, 1926, geht er zurück nach Braunschweig und lehrt nun  am Gymnasium Martino Katherineum unter dem Dienstgrad des Gymnasialprofessors.
1931 tritt er, nach Aufschiebung des vorgesehenen Renteneintritts aufgrund von Beliebtheit und bestehender Arbeitsfähigkeit, erst im Alter von 66 Jahren in den Ruhestand.

Im April 1936 stirbt seine Frau und Alfred Salomon wird zum Witwer.
Zwischen 1936 und 1944 liegen keine weiteren Zeugnisse vor.

Von der Gestapo wird Alfred Salomon angeraten, er solle nach Theresienstadt gehen, dort würde sich gut um ältere Menschen gekümmert werden.
Am 03.12.1944 wird er im Alter von 79 Jahren unter dem falschen Vorwand eines Transports nach Theresienstadt ins Lager 21 nach Hallendorf/ Salzgitter deportiert und stirbt dort bereits
3 Wochen später, am 27.12.1944,  ian den schweren Misshandlungen.

Recherche:  IGS Franzsches Feld, !3. Jahrgang, Sophie Kodoll, Henrike Laukien,
Lara-Sophie Mätzing, Paul Rössler. Begleitender Lehrer: Jens Siebert.

Quellen:      Stadt-Archiv Braunschweig, Landesarchiv Wolfenbüttel, Brunsvicensia Judaica
Anfrage:       Prof.Dr. Fesser, Neunkirchen,  Verwandter

 

Nellie Friedrichs

Nellie Hortense Friedrichs, geb. Bruell entstammte der jüdischen Familie Herxheim.  Sie wurde am 3. 9. 1908 in Lyon, Frankreich geboren.
Nach der Ehescheidung ihrer Eltern zog Nellie mit ihrer Mutter im Jahr 1912 nach Braunschweig  zu ihrer Großmutter mütterlicherseits, Auguste Herxheimer.
Sie wohnten zusammen in einem Haus.  Wilhelm-Bode-Straße 11.
Ab 1915 besuchte Nellie die Mädchenschule Kleine Burg und beendete dort ihre Schulzeit im Februar 1928 mit dem Abitur.

In ihrem Buch „Erinnerungen aus meinem Leben in Braunschweig“ bezeichnet sie die Stadt  Braunschweig als ihren Heimatort, obwohl es nicht ihr Geburtsort war.
Nellie und ihre Mutter besaßen die französische Staatsbürgerschaft, was in der Zeit des Ersten Weltkrieges dazu führte, dass beide als „feindliche Ausländer“ bezeichnet wurden.
Im Herbst 1928 immatrikulierte sich Nellie an der Technischen Hochschule Braunschweig für den neu eingeführten Studiengang zur Volksschullehrerin.
Sie beendete ihr Studium zu Beginn des Jahres 1932 mit Diplomabschluss. Daraufhin wurde sie bei ihrem ehemaligen Dozenten, dem Soziologen
Theodor Geiger, Doktorandin.
Anfang Februar 1933 lernte Nellie den Mathematiker Kurt Friedrichs kennen,
der mit 29 Jahren zum ordentlichen Professor der TH Braunschweig ernannt worden war; er war damit der jüngste Professor der TH.
Kurt Friedrichs war ev.-luth. Christ. Das Paar verlobte sich knapp ein Jahr später.

Im Freistaat Braunschweig waren bereits seit 1930 die Nationalsozialisten an der Regierung beteiligt.  In dem Zuge begann in Braunschweig die Verfolgung und Ausgrenzung von Jüd*innen bereits vor der Machtübernahme Hitlers und führte zu Repressionen.
Nellie und Kurt spürten dies besonders, da u.a. Juden und Jüdinnen im Bildungsbereich Berufsverboten oder Abberufungen ausgesetzt waren.
Auch die Doktorväter der beiden waren betroffen und verließen
Deutschland.
Trotz aller Gefahren unterstützen die Familie Friedrichs sowie Freunde die Beziehung von Nellie und Kurt. Mit der Verabschiedung der „Nürnberger Rassegesetze“ 1935 galt die Verlobung der Beiden in Nazi-Deutschland nun als illegal.
Das Paar plante seither die Flucht aus Deutschland. Um das Gefährdungspotential klein zu halten, entschlossen sie sich, über getrennte Wege ins Ausland zu fliehen. Sie wollten sich dann in den USA wiedertreffen.
Mit Hilfe von Freunden aus Braunschweig planten die Verlobten ihre Fluchtwege. Nellie besaß noch einen Reisepass , da sie ja Französin war und konnte so ins Ausland reisen. In Nazi-Deutschland waren den meisten Jüd*innen bereits die Pässe entzogen worden.
Kurt wurde die Ausreise mehrfach verwehrt. Sein Ausweg war eine seiner Schwestern, die in Paris lebte. Durch eine fingierte Einladung gelang es dem Bruder, nach Frankreich auszureisen. Dort angekommen, sandte er per Postkarte eine abgesprochene Nachricht an Nellie, die umgehend nach Frankreich ausreiste.
Kurt war zu der Zeit bereits auf einem Schiff mit dem Ziel USA.
Als französische Staatsangehörige hatte Nellie keinerlei Probleme, alle für ihre Ausreise in die USA notwendigen Papiere zu erhalten.

Am 4. Juni 1937 bestieg sie ein Schiff Richtung USA, wo sie am 11. Juni ankam.
Das Paar heiratete am 11. August 1937 in den USA.
Gemeinsam hatten sie fünf Kinder und sieben Enkelkinder.

1952 kehrte das Ehepaar Friedrichs zum ersten Mal seit seiner Flucht 1937
nach Braunschweig  zurück. Zahlreiche weitere Besuche sowie literarische Erinnerungen zeugen von ihrer engen Verbundenheit mit Braunschweig.

Nellie Friedrichs starb 1994 in New Rochelle, New York.

Für ihre Verdienste um die Annäherung nach der Schoa zwischen nichtjüdischen Deutschen und Jüd*innen wurde Nellie H. Friedrichs am 8. Dezember 1989 die Bürgermedaille der Stadt  Braunschweig verliehen.

Im Braunschweiger Stadtteil Broitzem wurde die Nellie-Friedrichs-Straße nach ihr benannt.
Zu ihrem 100. Geburtstag fand in Braunschweig 2008 ein Ehrensymposium unter dem Thema
«Jüdisches Leben und akademisches Milieu in Braunschweig» statt, bei dem die gesellschaftlichen und universitären Bindungen des Paares im Mittelpunkt der Beiträge standen.

Biografie mit Fotos als PDF-Datei

Recherche:  Die Falken, Kreisverband Braunschweig,  2024-2025 ,
begleitender Bildungsreferent Maik Bischoff.
Anfrage des Enkels von Ella Bruell,  Prof. Christopher Friedrichs, Vancouver

Ella Bruell

Ella Pauline Herxheimer wurde am 6. November 1882 in London geboren. Sie war das zweite von  drei Kindern der Eheleute Gotthold Herxheimer
( geb.18.9. 1838 in Bernburg, gestorben 3.8. 1897 in Braunschweig) und Auguste, geb. Jaffé ( geb.17. 9.1853 in Hamburg, gestorben 1.5. 1937 in Braunschweig)

Ihre zwei Geschwister Walter (30. 8. 1877, gestorben 28. Mai 1914 bei einem Schiffsunglück auf dem Sankt-Lorenz-Strom)
und Dora  (geboren 4. 8. 1884 in London, gestorben 2.7.1963 in Long Island, New York ) wurden ebenfalls in London geboren.

1907 heiratete sie Emil Bruell in Dresden. Gemeinsam zogen sie nach Lyon, wo ihr Ehemann Direktor einer Exportfirma für Seide war. Dort wurde am 3. 9. 1908 die Tochter Nellie geboren. 1912 ließ Ella sich von ihrem Mann scheiden. Ihr Exmann blieb bis zu seinem Tod in Lyon.  Ella zog mit ihrer Tochter Nellie nach Braunschweig, weil dort Auguste Herxheimer, ihre Mutter wohnte.

Wohnort war die Wilhelm-Bode-Str. 11 im östlichen Ringgebiet.
Während des Ersten Weltkrieges galten Ella und ihre Tochter als „feindliche Ausländer“, da ihre Mutter, durch Geburt britische Staatsangehörige, durch Heirat aber Französin geworden war und sie selbst durch ihre Geburt ebenfalls französische Staatsangehörige.
Ella war zunächst Hausfrau. Später arbeitete sie als Sprachlehrerin.
In der Zeit der Weimarer Republik  gab sie zusätzlich Klavierstunden.
Vor allem nach 1923, dem Jahr der Hyperinflation, erwirtschaftete sie so den Lebensunterhalt für sich und ihre Tochter. In folge der schwierigen wirtschaftlichen Lage zog auch ihre Mutter Auguste bei ihnen ein.

Tochter Nellie beschreibt in ihren Erinnerungen mehrfach wie fürsorgend ihre Mutter war, z.B. in den Hungerzeiten des
1. Weltkrieges.
Ab 1930, als die Nationalsozialisten im Freistaat Braunschweig an einer Koalitionsregierung  beteiligt waren, wurde die Lebenssituation sichtbar schlechter. Ab 1933, mit der Machtübernahme Hitlers, und besonders nach 1935 mit den „Nürnberger Rassegesetzen“ verschlimmerte sich die Lage weiter.  Als Jüdin war Ella Bruell zunehmend in ihren  Lebensmöglichkeiten  eingeschränkt und wachsender Ausgrenzung ausgesetzt                    Die ganze Familie dachte über Flucht nach.

Zuerst flohen Tochter Nellie und ihr Verlobter über Frankreich in die USA.
Ella überlegt nach England zu fliehen. Ihre Tochter überzeugt sie aber zu ihr in die USA zu kommen, was Ella 1938 auch macht. Hilfreich ist dabei ihr französischer Pass.
In den USA zieht sie nach New Rochelle, New York zu ihrer Tochter.
Die meiste Zeit ihres weiteren Lebens wohnt sie dort im gleichen Haus und erlebt die Geburten ihrer Enkelkinder mit.
Sie stirbt in New Rochelle 1978.

Recherche:  Die Falken, Kreisverband Braunschweig,  2024-2025 ,
begleitender Bildungsreferent Maik Bischoff.
Anfrage des Enkels von Ella Bruell,  Prof. Christopher Friedrichs, Vancouver

Auguste Herxheimer

Auguste  wurde am 17.9. 1853 geboren.
Sie war die Tochter des Hamburger Seidenhändlers  Isaac Jaffé und  mit Gotthold Herxheimer, dem Sohn des Landesrabbiners
Dr. Salomon Herxheimer, verheiratet.
Gotthold lebte zu der Zeit als Kaufmann in London.
Ihre drei Kinder wurden dort geboren.
Walter, geb. 1877,  Ella, geb. 1882, und Dora, geb. 1884

1894 siedelte die Familie nach Braunschweig um, da das Londoner Klima Gottholds ernstes Leiden verschlimmerte.
Er starb 1897 in Braunschweig.

Auguste konnte aufgrund ihres vom Vater ererbten Vermögens auch als Witwe mit ihren Kindern nach dem 1. Weltkrieg sorgenfrei leben und den beiden Töchtern Ausbildungen entsprechend ihrer musischen Begabungen (Musik und Bildende Kunst) ermöglichen und zog dafür nach Dresden um.
1908 kehrte sie nach Braunschweig zurück und lebte in der Wilhelm-Bode-Str. 11, im gleichen Haus wie ihre Tochter Ella
und die Enkelin Nellie.
1923 verlor Auguste durch die Inflation ihr Vermögen und musste in die Wohnung von Tochter und Enkelin ziehen.
Ihre  Lebensmöglichkeiten engten sich durch die zunehmenden Repressionen der Nationalsozialisten  immer mehr ein.
Zudem erlebte  sie noch die Entlassung ihrer Enkelin Nellie aus der Universität  und deren Fluchtvorbereitungen.

Sie starb am 1.5.1937 im Alter von 83 Jahren.

Recherche:  Die Falken, Kreisverband Braunschweig,  2024-2025 ,
begleitender Bildungsreferent Maik Bischoff.
Anfrage des Urenkels von Auguste Herxheimer,  Prof. Christopher Friedrichs, Vancouver

 

 

Präsentation Stolperstein-Recherchen März 2020


Dienstag, 03.03.2020, 
19 Uhr,  im Roten Saal, Schlossplatz 1

Bilder der Präsentation

Artikel in der BZ vom 03.03.2020 (Link auf PDF-Datei) Vielen Dank an Harald Duin für den Artikel.

Vorgestellt werden die Schicksale von:
Familie Löwendorf und Familie Rittner
Die Biographie-Recherchen wurden durchgeführt von Schüler*innen der IGS Franzsches Feld
Familie Udelsmann
Die Biographie-Recherchen wurden durchgeführt von Mitgliedern von „Peer Leader International“
Julius Bockemüller
Die Biographie-Recherchen wurden durchgeführt von Schüler*innen des Wilhelm-Gymnasiums

Verlegung und Würdigung, 24.06.2019

Verlegung und Würdigung von neuen  Stolpersteinen in Braunschweig
am Montag, 24.06.2019 um 10:00 Uhr.


Bilder von der Verlegung

„Erinnern“, Rede des Schülers Tim Fenner bei der Verlegung

Mitarbeitende des Tiefbauamtes werden Stolpersteine für Simon, Hertha, Alice und Herbert Jastrow verlegen, die von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet wurden. Schüler*innen der Heinrich-Büssing-Schule werden das Schicksal der Familie kurz vorstellen.

10.00 Uhr     Frankfurter Str. 272     Familie Jastrow     Heinrich-Büssing-Schule

Verlegung und Würdigung, 06.05.2019

Artikel in der Braunschweiger Zeitung von der Verlegung am 06.05.2019.

Verlegung und Würdigung von neuen  Stolpersteinen in Braunschweig
am Montag, 6.5.2019, ab 14.00 Uhr
Im Mai wird Gunter Demnig erneut Stolpersteine in Braunschweig verlegen. Wir werden an das Schicksal dieser Menschen vor ihren ehemaligen Wohnstätten erinnern. Dazu laden wir Sie herzlich ein.

14.00 Uhr    Jasperallee 38                    Familie Unger                    JFK-Realschule
14.20 Uhr    Jasperallee 37                    Familie Mangold
14.50 Uhr    Wilhelmitorwall 35          Familie Lipmann
15.10 Uhr    Wilhelmitorwall 11          Familie Fischbein             IGS Querum
15.35 Uhr    Am Neuen Petritore 7    Familie Glatt
16.15 Uhr    Hennebergstr. 14             Familie Sternthal              CJD