Deportation nach Polen

Abschiebung von 75 Juden aus Braunschweig



Am 28.10.1938 werden polnische Juden von Deutschland nach Polen abgeschoben. Deutschlandweit sollen 17000 Menschen deportiert werden. Auch die polnischen Juden in Braunschweig sind betroffen. Grund dafür liefert ein Brief eines Mitarbeiters des Reichsführers der SS an den Ministerpräsidenten Klagges in Braunschweig vom 28.10.1938, der folgenden Inhalt hat:

"Nach Mitteilung des Reichsführers und Chefs der Deutschen Polizei im Reichsministerium des Innern hat Polen angeordnet, dass die Pässe der polnischen Staatsangehörigen, soweit sie sich im Ausland aufhalten, für eine Rückreise nach Polen ungültig werden, wenn die Pässe nicht mit einem besonderen Vermerk versehen sind. Diese Maßnahme soll sich so auswirken, dass für die in Deutschland lebenden oder sich dort aufhaltenden Juden in Zukunft eine Rückkehr nach Polen nicht mehr besteht."

Es wird angeordnet, "…dass sämtliche sich in Deutschland befindenden polnischen Juden, soweit sie im Besitz eines polnischen Passes sind, sofort zu verhaften und spätestens bis zum 29.10. an die polnischen Grenzen zwecks Abschiebung nach Polen zu bringen sind. In Ausführung dieses Erlasses sind im Land Braunschweig sämtliche polnische Juden, soweit sie nicht flüchtig sind, festgenommen. Sie werden in Sonderzüge verladen und dann über Magdeburg und Berlin nach Neu-Bentschen transportiert. Es handelt sich, soweit Braunschweig in Frage kommt, um rund 75 Personen."

Jacob und Wanda Reiter gehören zu diesen polnischen Juden, die nach Polen deportiert werden sollen. Leider liegt uns kein Dokument vor, aus dem hervorgeht, wie sie persönlich die Abschiebung nach Polen erlebt haben. Allerdings ist in dem Gedenkbuch "Brunsvicensia Judaica", Braunschweig 1966  zu lesen, dass sie am 28.10.1938 mit anderen Braunschweiger Juden in dem Deportationszug nach Neu-Bentschen saßen.

Kuno Roth, ein gebürtiger Braunschweiger Jude, berichtet in einer eidesstattlichen Erklärung vom 7.1.1956, die er in New Jersey (USA) abgegeben hat, von der Deportation nach Neu-Bentschen. Seine Schilderung mag den Erlebnissen des Ehepaares Reiter ähneln.

Im Oktober 1938 sei die Gestapo nachts in die elterliche Wohnung in Braunschweig gekommen. Sie werden verhaftet und mit anderen in Lastwagen nach Wolfenbüttel in das dortige Zuchthaus gebracht. Am nächsten Morgen bringt die Gestapo die Inhaftierten in Lastwagen zum Braunschweiger Bahnhof. Die Zugfahrt geht von Braunschweig über Magdeburg bis nach Frankfurt a. d. Oder. Die Juden sind im Zug ohne jegliche Verpflegung. Zusätzliche Kleidung dürfen sie auch nicht mitnehmen. In Frankfurt a. d. Oder nimmt ihnen die Gestapo ihre verbliebenen Wertgegenstände ab. Von hier aus geht es in Omnibussen weiter. Die Deportierten werden in ein ihnen unbekanntes Waldgebiet gefahren. Schließlich halten die Busse an und die Menschen müssen aussteigen und zu Fuß weitergehen. Nur die Gestapo hat Taschenlampen und weist den verhafteten Juden den Weg.






IdeengeberBiograhie FestbergBiographie ReiterAusführungImpressum