Adalbert Bremer
Er wurde am 07. Juni 1902 in Steyerberg (Kreis Stolzenau) geboren.
Adalbert arbeitete später als Großhandelskaufmann.
Er heiratete Edith Hildegard, geb. Salfeld am 11.September 1929. Sie zogen nach Berlin.
1933 verlor er in Berlin seine Stellung bei der Firma AEG, weil er eine jüdische Frau geheiratet hatte.
Deswegen mußten Edith und Adalbert nach Braunschweig zurückkehren.
Zu Beginn arbeitete er ohne Bezahlung . Erst ab 1934 erhielt er Lohn für seine Arbeit.
Edith und Adalbert zogen 1934 in die Wolfenbüttelerstraße 81 und Adalbert übernahm das Geschäft seines Schwiegervaters James, denn James war als Volljude bereits den Verfolgungen ausgesetzt.
Nach dem Tod von James konnte das Geschäft, das fast 80 Jahre in Familienbesitz war, nur durch die Übernahme durch Adalbert erhalten werden.
Hierfür trat Klara 1935 das Geschäft an Adalbert ab – sie verkaufte es ihm.
Das Schild „Deutscher Kaufmann“ blieb ihm verwehrt.
In den Jahren der NS-Herrschaft galt Adalbert steuerlich als Junggeselle, die steuerlichen Vergünstigungen für Familien wurden ihm nicht gewährt.
Die Gestapo riet Adalbert zur Scheidung.
1941 mussten sie aus der Wohnung in der Wolfenbüttelerstr. 81 ausziehen.
Sie zogen in das Haus Neuer Weg 19. Dieses Gebäude wurde am 10. Oktober 1944 durch Bomben völlig zerstört.
Am 15. November 1944 wurde Adalbert von der Gestapo abgeholt und in einem LKW in das Lager Derenburg bei Blankenburg gebracht.
Dort blieb er bis zum 15. Januar 1945.
Anfang 1945 flüchtete er aus dem Lager, um nach seiner Frau und seinen Kindern zu sehen. In Braunschweig fasste ihn die Gestapo und hielt ihn ca. 48 Stunden in der Leopoldstraße in Haft. Anschließend brachte man ihn wieder ins Lager Derenburg zurück.
Nach der Haft stellte ein Arzt seinen seelischen und körperlichen Erschöpfungszustand fest, der zu einer Herz-und Kreislauf-Erkrankung führte.
Er wurde entsprechend behandelt.
Und doch er starb im Alter von 46 Jahren, am 03. August 1948, an einem Herzinfarkt. Unterwegs, am Bahnhof von Meldorf.
Als Grund wurden die psychische Situation im Lager dazu die Arbeitsbedingungen sowie die psychischen Folgen der Sorge und Ungewissheit um die Familie von einem Gutachter benannt, sein plötzliches Herzversagen als Folge der NS-Gewaltherrschaft eingeordnet.
Edith Hildegard, verh. Bremer – die Tochter von James und Klara Salfeld, Roonstr.12.
Sie erlernte den Beruf der Kauffrau.
Edith war mit Dipl-Ing. Adalbert Bremer verheiratet. Er war Christ.
Sie heiraten am 11. September 1929, und zogen am 21. Oktober 1929 nach Berlin.
Ihr Sohn Joachim wurde am 03. September 1930 in Berlin-Wilmersdorf geboren. Er starb am 22. November 2001 in Braunschweig.
Die Familie kehrte 1933 zurück nach Braunschweig.
Sie zogen zuerst bei Ediths Eltern ein , in die Roonstraße.
Am 10. Juli 1934 wurde Ihr Sohn Gerhard in Braunschweig geboren.
Beide Kinder, aus dieser ‚Mischehe‘, wurden in der Schule und auch in der Freizeit schikaniert und gequält.
Durch Inkraftsetzung der Nürnberger Gesetzte wurde Edith das erste Mal „straffällig“, weil sie vergessen hatte, ihren Namenszusatz „Sara“ anzugeben.
Seit dem 14. August 1940 musste sie dieses tun. (Beschluss Gesetz von 1938)
Es kam zur Gerichtsverhandlung und einer Geldstrafe.
Das war ein mildes Urteil, weil Adalbert früher Soldat war.
Ansonsten hätte ihr die Inhaftierung in ein Lager drohen können.
Ein Rechtsbeistand wurde ihr verweigert.
In der Folge wurden Edith ihre Freiheitsrechte entzogen.
Zudem durfte sie Ärzte nur mit Erlaubnis der Gestapo aufsuchen.
Auch ihr Mann wurde zur Gestapo zitiert und über Stunden dort festgehalten. (Edith: „Wenn es klingelte, lebten wir in dauernder Furcht, dass ein Familienmitglied abgeholt würde.“)
Sie mussten im Laufe der Jahre häufig zur Gestapo.
1945 sollte Edith mit dem letzten Transport der in Mischehen lebenden Juden deportiert werden.
Da sie ihr drittes Kind erwartete, wurde die Deportation zurückgestellt.
Die Söhne sollten bei „arischen Familien“ untergebracht werden.
Am 24. Februar 1945 wurde Tochter Viktoria in Braunschweig geboren.
Sie lebt heute in Sudwalde.
Eine Woche nach Geburt der Tochter bekam Edith eine erneute Aufforderung der Gestapo. Daraufhin floh sie mit den Kindern in die Heide zu einem ehemaligen Kameraden ihres Mannes, wo sie sich alle bis Kriegsende verbergen konnten.
Nach dem Krieg versuchte Edith, Entschädigungszahlungen zu erhalten.
Edith klagte 1951 als alleinige Erbin ihr Erbrecht ein.
Sie wollte eine Summe von 20.000 DM erwirken.
Edith erwarb 1959 von der ‚Jewish Trust Corporation‘ das Grundstück
Südstr. 27-29 in Braunschweig. Sie arbeitete nach dem Krieg als Kauffrau.
1960 wohnte sie in der Hasselfelderstr. 2 in Braunschweig.
Sie starb am 16. November 1990.
Recherche: Schüler und Schülerinnen der John-F.Kennedy Realschule, 2022
in Begleitung ihrer Lehrerin J. Ollesch