Familie Dr. Otto Hamm

Otto Hamm
wurde am 25.1.1866 in Seesen geboren.
Er war mit Bertha Hamm verheiratet. Ihre Kinder waren Wolfgang, Dorothea und Elisabeth.
Die Familie wohnte in Braunschweig, Wilhelmitorwall 34.

Dr. Otto Hamm war Facharzt für Hals-Nasen-und Ohrenkrankheiten.
Er starb  am  24.4. 1936 in Cincinnati/USA.

Seine Eltern waren der Tierarzt Wolf Hamm, geb. 26.07.1815 in Seesen und gest. 25.03.1893 und  Charlotte Thekla Hamm, geb. Kohlberg, geb. in Herstelle/Hessen am 20.05.1828 und  gest. 08.05.1915 in Seesen.
Otto hatte neun Geschwister und er war das siebte Kind.

Otto besuchte von 1876 bis 1880 die Jacobson-Schule in Seesen, danach das Gymnasium in Hildesheim und studierte von 1885 bis 1889 Medizin in Göttingen. Nach der Promotion arbeitete er als Arzt in Leer.
1898 zog er nach  Braunschweig und eröffnete eine HNO-Praxis am Wilhelmitorwall 34.
In diesem  Haus lebte die Familie auch.
Am 31.05.1901 heiratete er Bertha Hamm in Braunschweig. Otto und seine Ehefrau ließen sich 1908 taufen. Während des Ersten Weltkriegs diente Otto als Stabsarzt und leitete das Lazarett in Braunschweig.

Er erhielt kurze Zeit nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ein Berufsverbot. Die Praxis wurde von der SA besetzt, um Patientenbehandlungen  zu verhindern. Dadurch fehlte der Familie das notwendige Einkommen, doch vor allem machte ihm  der psychische Druck  zu schaffen.
Das Familienvermögen  wurde größtenteils beschlagnahmt und durch den Verlust der Praxis fehlte der Familie die Lebensgrundlage.

Vom 30.12.1933 bis 02.01.1934 war Otto in der Untersuchungshaftanstalt Rennelberg.
Die Inhaftierung war willkürlich. Nach der Haft sah er keinen anderen Ausweg mehr und emigrierte noch im selben Jahr in die USA.
Er kam mittellos an in Cincinnati, am 27.01.1934; nur mit wenigen Habseligkeiten, wie einem Besteckset. Dort eröffnete er keine Arztpraxis mehr.

Er starb am 24.04.1936 in Cincinnati/USA.
1952 wurde die Urne Otto Hamms im Grabe seiner Ehefrau beigesetzt.


Bertha Hamm
, geb. Ballin
wurde am 19.1. 1874 in Gandersheim geboren. Ihre Eltern waren Anna Ballin und Louis Ballin. Der Vater war Bankier.

Am 31.05.1901 heiratete sie Otto Hamm in Braunschweig.
Sie und ihr Mann Otto ließen sich 1908 taufen.

Ihre Kinder waren:  Elisabeth Hamm, verh. Scheelhase, geboren am 03.07.1902  – Dorothea Hamm, verh. Burger, geboren am 04.04.1910 –
Hans-Wolfgang Hamm, geboren am 30.05.1901.

Sie erkrankte später an Krebs.  Am 11.10 1933 starb sie in Braunschweig. 1952 wurde die Urne Otto Hamms in ihrem Grabe beigesetzt.


Dorothea (Thea ) Hamm verh . Burger
wurde am 4.4. 1910 in Braunschweig geboren.
Als Erwachsene zog sie sehr oft um, kehrte jedoch immer wieder nach Braunschweig zurück.
1935 folgte sie ihrem Bruder in die USA, heiratete und nahm den Namen Burger an.  Die Ehe blieb kinderlos.

Ihr Todesdatum ist unbekannt.

Ihre verschiedenen Wohnorte sind bekannt:
05.04.1911: Wilhelmitorwall 34, Braunschweig
24.07.1928: Kassel
15.06.1929: Wilhelmitorwall 34, Braunschweig
13.05.1931: Marburg
08.03.1933: Wilhelmitorwall 34, Braunschweig
15.11.1933: London
28.12.1933: Wilhelmitorwall 34, Braunschweig
12.03.1934: Niederlande
12.11.1934: Wilhelmitorwall 34, Braunschweig
16.07.1935: 4427 Floral Avenue, Korwood, Cincinnati, Ohio, USA


Elisabeth Hamm, verh. Scheelhaase
wurde am 3.7. 1902 in Braunschweig geboren.

Sie wuchs in einem gutbürgerlichen Haushalt auf, spielte Tennis im Club im Bürgerpark und lernte dort ihren späteren Ehemann kennen.
Am  19.11.1927 heiratete sie den Regierungsbauminister Hermann Scheellhaase, geb.16.09.1890 in Braunschweig.
Elisabeth zog später nach Fallersleben zu ihrem Mann, da er dort arbeitete (Bau des Mittellandkanals).
Hermann war Christ und  Elisabeth Jüdin, daher wurde er nach der Machtübernahme der  Nationalsozialisten von der Behörde aufgefordert, sich von ihr zu trennen.  Er lehnte dies ab und wurde daraufhin zwangspensioniert.
Auch Hermanns Familie lehnte die Ehe ab, da sie Anhänger des Nationalsozialismus waren.  Ihr Leben in Fallersleben gaben Elisabeth und Hermann in der Hoffnung auf, in der Anonymität der Großstadt untertauchen zu können. Daher zogen sie 1938 nach Berlin und bauten sich dort ein Haus, in dem sie während der Kriegs- und Nachkriegszeit lebten.
Es war in der Weimarische Straße. 4,

Hermann wurde Zwangsarbeiter und auch Elisabeth wurde von den Nationalsozialisten verfolgt. Die Kinder stufte man zu dieser Zeit als Halbjuden ein, da die Mutter jüdisch und der Vater „arisch“ war und dies, obwohl Elisabeth und ihre Söhne getauft waren.
Bereits in der Schule haben die  beiden Kinder negative Erlebnisse machen müssen, aber es gab auch Lehrer, die sie schützten, wie Klaus Scheelhaase berichtet.
Aufgrund ihrer Bezeichnung als Halbjuden durften Peter und Klaus ab 1942 die Schule nicht mehr besuchen.
Klaus Scheelhaase berichtet, dass vor allem sein Bruder unter den Anfeindungen bis an sein Lebensende litt.
Er starb 2020.

Im Jahr 1944 wurde Elisabeth abtransportiert, aufgrund der bereits teilweise zerstörten Infrastruktur konnte sie aber überleben, da sie deshalb kein Vernichtungslager mehr erreichte.

Im April 1945 kam es in Berlin zum Einmarsch der Roten Armee und Klaus Scheelhaase bezeichnete die Befreiung als „eine Widergeburt“.

Ab 1946 gingen Peter und Klaus wieder zur Schule.
Vorher unterrichtete sie ihr Vater bzw. erhielten sie teilweise auch Privatunterricht. So konnte die Familie sicherstellen, dass ihre beiden Söhne eine Bildung erhielten, obwohl sie nicht mehr zur Schule gehen durften.
Klaus machte sein Abitur mit 17 Jahren, anschließend absolvierte er ein Jahr Lehre als Zimmermann.  Mit 18 Jahren  begann er ein Studium des Bauingenieurwesens an der TU Berlin (Westberlin).

1953 floh Elisabeth mit ihrer Familie vor dem Kommunismus im Osten nach
Westdeutschland.

1967 zog Klaus mit seiner späteren Frau nach Hannover, sie bekamen zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn, und sind Großeltern von vier Enkeln.

1972 starb Hermann Scheelhaase in Lemgo


Hans Wolfgang Hamm

wurde am 30.5. 1901 in Braunschweig geboren.

Wolfgang absolvierte in Braunschweig sein Maschinenbaustudium und ging als Diplom-Ingenieur  in die USA.
Doch verlor er im Zuge der Wirtschaftskrise von 1929 seinen Arbeitsplatz, sodass er zurück nach Deutschland ging, um eine Arbeitsstelle in Magdeburg anzutreten.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten sah er für sich keine Zukunft in Deutschland und ging noch im selben Jahr, 1933, zurück in die USA, um dem Antisemitismus zu entkommen.

In den USA lernte er seine Frau kennen und heiratete sie.
Sie bekamen  einen Sohn, Daniel.
Seine Adresse  war dort:  336 Maryland Avenue, York, USA

Sein Todesdatum ist unbekannt.

Recherche. 2023-2024, Schüler und Schülerinnen der Realschule John-F-Kennedy-Platz, Braunschweig, in Begleitung íhrer Lehrerin Jennifer Ollesch