Isaak Abelsky
wurde am 1.04.1878 in Grajewo geboren. Der Name des Vaters wird mit Lejzor Wolf Abelsky angegeben, gestorben in Halberstadt. Auf der Meldekarte ist Isaak als Pole registriert, sein Beruf wird mit „Händler“ angegeben. Er hatte auch einen Wander – Gewerbeschein.
Aus einer ersten Ehe mit Dina, Mädchenname nicht erwähnt, hatte er 4 Kinder, Robert, Bernhard, Anna und Cilla. Über Dina steht in den Unterlagen des Stadtarchivs nur, dass sie 1913 in Halberstadt verstorben ist. Da war die Tochter Cilla noch ein Baby. Ab 1.03.1912 ist er in Braunschweig in der Kuhstraße gemeldet, dann wohnte er Augusttor 10, später Nr. 38 und ab 1916 Ägidienmarkt 9. Am 26.04.1913 wird ihm von der Stadt Braunschweig erlaubt, einen Pferdehandel zu betreiben, zusammen mit Jakob Rauchmann und Tankriel Esterson Am 16.10.1917 ändert sich seine Adresse in Ölschlägern 37 um. In dieser Wohnung lebte er bis 1930. Er bewohnte das 2. Obergeschoss und hatte auch einen Fernmeldeanschluss. Von 1929 bis 1932 ist dort sein Sohn Robert mit seiner Frau ebenfalls gemeldet.
Bis 1920 betrieb Isaak A. zusammen mit Jakob Rauchmann die Pferdehandlung, Abelsky & Rauchmann Ölschlägern 37. Ab 1921 scheint Isaak das Geschäft allein zu betreiben, in den Gewerbeunterlagen der Stadt wird allerdings auch Tankriel Esterson als Mitinhaber genannt. Von 1925 – 1926 steht er dann allein als Tierhändler in den Adressbüchern. Das Geschäft war Wendenstr.26, er wohnte mit seiner Familie weiterhin Ölschlägern 37 im 2. Stock.
Diese Adresse gibt er offensichtlich auf und von 1930 bis 1934 ist er als Kaufmann am Bohlweg 61 zu finden, dort hatte er eine Wohnung im 1. Stock Bis 1940!!! ist diese Adresse im Braunschweigischen Adressbuch zu lesen, obwohl Isaak zusammen mit einem Teil seiner Familie 1938 nach Polen abgeschoben wurde. Wann er seine 2. Frau Helene, geb Fischbein heiratete, können aus den uns vorhandenen Unterlagen leider nicht erkennen.
Aus dieser zweiten Ehe stammen die Kinder Daniel und Edith Abelsky. Nicht immer gingen seine Geschäfte zu seiner Zufriedenheit. So existiert ein Gesuch an den Rat der Stadt Braunschweig vom 30 Juli 1928, ihm die Gewerbesteuern zu erlassen, da er seit 1924 nicht mehr gehandelt habe und auch kein Geld habe. Zu einem Termin bei der Stadt ist er laut Eintrag vom 30.08.1928 nicht erschienen und muss bis zum 5.09.28 eine Ordnungsstrafe von 5,- Reichsmark entrichten. Insgesamt hat er 1928 230,- Reichsmark Schulden Da Isaak Abelsky als polnischer Staatsbürger nach Braunschweig gekommen war, ist der Name der Familie außer in der Judaika in keinem Buch über jüdische Mitbürger unserer Stadt verzeichnet.
Im September 1938 wurde er mit seiner Frau in seiner Wohnung verhaftet und im Oktober 38 mit Frau, Tochter und Schwiegertochter über die Grenze ins damals polnische Neu Bentschen abgeschoben. Nach der Besetzung Polens deportierte man ihn ins Ghetto Bialystok und nach dessen Auflösung ins KZ Maidanek. Sein Schicksal und seinen Leidensweg kann man nur erahnen. Am 8.05.1945 wurde Isaak Abelsky für tot erklärt.
Helene, geb.Fischbein, (oder Anna Chaja)
war die 2. Ehefrau von Isaak Abelsky. Sie wurde am 03.12.1888 in Grajewo geboren und hatte noch 2 Brüder, Benjamin und Jakob Fischbein. (Ihr Geburtsdatum wurde auf der Meldekartei ihres Mannes Isaak am 7.06.1922 vom 2.04.1894 auf den 3.12.1888 korrigiert und ein gültiger Reisepass bis 7.06.23 ausgestellt.) Als Nationalität wird Polen angegeben.
Wann sie Isaak Abelsky heiratete, ist nicht vermerkt. Offensichtlich blieb sie zunächst mit den Kindern aus erster Ehe und ihrem im März 1915 geborenen Sohn Daniel in Polen. Erst am 12.12.1918 kam sie, wie es auf der Meldekarte von Isaak vermerkt ist nach Braunschweig und wohnte mit der Familie Ölschlägern 37 und ab 1930 Bohlweg 61. Im September 1919 bekam sie noch eine Tochter, Edith.
Wenn man die Geburtsdaten der Kinder von Isaak A. betrachtet, ist zu vermuten, dass mit Sicherheit Robert aus der ersten Ehe stammt. Auf der Meldekartei sind leibliche Kinder von Helene Daniel und Edith angegeben. So können wir davon ausgehen, dass Cilla, Anna und Bernhard ebenfalls aus der ersten Ehe stammen.
Im September 1938 wurde Helene verhaftet und im Oktober 38 mit Mann, Tochter Edith und Schwiegertochter Regina nach Neu Bentschen abgeschoben. Sie ging den gleichen Leidensweg wie Mann und Tochter und wurde, da man über ihr weiteres Schicksal nichts Genaueres erfuhr, am 08.05.1945 für tot erklärt.
Bernhard Abelsky
ist ein Sohn von Isaak Abelsky und wurde am 05.06.1905 in Grajewo geboren.
Er ist der zweite Sohn nach Robert A. Auf der Meldekarte ist zu lesen, dass er als 12 jähriger bereits am16.10.1917 nach Braunschweig kam und zunächst Oelschlägern 37 bei Isaak A. wohnte.
Als 16 jähriger zog er für ein halbes Jahr nach Dresden, kam jedoch am 28.02.1922 wieder nach Braunschweig und wohnte bei der Familie seines Vaters. Welchen Beruf er ausübte, konnten wir leider nicht ausfindig machen. Die Wohnsitze Bohlweg 61 und Ägidienmarkt 7 könnten aber ein Hinweis darauf sein, dass er im Geschäft seines Vaters arbeitete. In der Personalakte ist nur vermerkt, dass er nicht verheiratet war Bernhard A. zog mehrmals innerhalb Braunschweig um. Ab dem 16.03.1931 ist als Wohnsitz Ägidienmarkt 7 angegeben, danach ab dem 21.07.1931 Bohlweg 61.
Laut der Judaica verließ Bernhard Abelsky nach 1933 Braunschweig , ein Ort wird nicht genannt. In der Personalakte steht allerdings das Datum 25.07.1931, als Tag des Abzugs. Über den Ort und sein weiteres Schicksal ist nichts bekannt.
Anna Esterson, geb Abelsky
wurde am 05.07.1905 in Gra-jewo als zweites Kind von Isaak Abelsky geboren und kam mit der Familie am 12.12.18 nach Braunschweig, Oelschlä-gern 37. Da war sie 13 Jahre alt. Am 16.05.1922 heiratete sie Jacob Esterson (geb. 1900) und wohnte mit ihm in die Friesenstraße 73. Sie bekam drei Kindern (Name nicht lesbar geb. 1922; Cäcilie, geb. 1924 und 1929 ein weiteres Kind, das aber im gleichen Jahr ver-starb). Laut Meldekartei zog die Familie 1929 nach Magdeburg. Jakob Estersons Name steht in der Namenskartei von Yad Vashem mit Wohnsitz Magdeburg. Über das Schicksal der Familie fanden wir in den Unterla-gen des Stadtarchivs nichts. In der Judaika steht, dass Anna im Osten umgekommen sei.
Daniel Abelsky
wurde am 02.03.1915 als erstes gemeinsames Kind von Isaak und Helene geboren. Als 16 jähriger zog er Anfang 1931 nach Hannover und im Juni 31 nach Landsberg, weil er dort eine Lehre als Schlachter machte. 1933 musste er die Lehrstelle aufgeben, weil die Bedrohungen von Nazis gegenüber Juden immer mehr zunahmen. . Am 31.12.1934 ist er wieder in Braunschweig, Bohlweg 61 gemeldet.Daniel Abelsky wurde am 02.03.1915 als erstes gemeinsames Kind von Isaak und Helene geboren. Am 18.02.1935 zog er nach Berlin und ging von da aus in ein jüdisches Ausbildungslager und emigrierte noch im selben Jahr über Triest mit dem Schiff „Jerusalem“ nach Haifa in Palästina. In den Jahren 1936 – 40 arbeitet er dort in einem Kibbuz als Tagelöhner, bis er von 1940 – 1946 Soldat bei der Royal Air Force wurde. Ab 1946 hatte er eine Stelle als Chauffeur bei einer israelischen Reisegesellschaft. Auf der Meldekarte ist eine Adresse in Tel Aviv, angegeben.
Am 23.09.1919 wurde Edith, (Adassa)
als einziges Kind der Familie nicht in Grajewo, sondern in Braunschweig geboren. Ihre Eltern sind Isaak und Helene A., geb Fischbein. Sie wohnte mit den Eltern Bohlweg 61. Auf der Meldekarte ist als Nationalität „Polen“ angegeben.
Vom 0.03.1938 bis 1.06.1938 ist als Wohnort Magdeburg angegeben, vielleicht hat sie in diesen Monaten bei ihrer Schwester Anna gewohnt. Im Sommer 38 kam Edith jedoch zu ihren Eltern zurück. Am 29.10.1938 wurde sie mit ihnen nach Neu Bentschen abgeschoben und lebte dann im Ghetto Bialystock. Vermutlich ist sie nach Auflösung des Ghettos im KZ Maidanek gestorben. Edith Abelsky, über deren Leben wir außer diesen Daten nichts wissen, wurde am 8.5.1945 für tot erklärt.
Robert Abelsky
ist am 02.04.1898 in Grajewo als ältester Sohn von Isaak Abelsky geboren. Der Name seiner Mutter war Dina, sie war die 1. Ehefrau von Isaak. Er besaß die polnische Staatsbürgerschaft. Ab dem 02.02.1919 ist er in Brauschweig, Ölschlägern 27 gemeldet. Offensichtlich arbeitete er in der dortigen Pferdehandlung Abelsky & Rauchmann. Im Jahr 1922 meldete Robert selbst ein Geschäft an, er machte sich mit dem Handel mit Pferden selbstständig. 50.000,- Reichsmark hatte er dafür als Betriebskapital. Die Stallmiete betrug 1.300,- RM. Robert wechselte sehr häufig seine Wohnungen, 1921 ist er am Theaterwall 21 gemeldet, später dann ab 1926 Theaterwall 15. Ein Jahr später bezog er eine Wohnung am Wilhelmitorwall 11, dann am 3.12.1926 zusammen mit seiner Frau Regina die Wohnung Wilhelmi-Torwall 27. Bis 1932 ist er dort mit ihr gemeldet. Die Geschäftsräume befanden sich 1928 in der Kuhstraße 17. Zwei Jahre später(1930) war seine Pferdehandlung am Hagenmarkt. 1932 zog Robert mit seinem Geschäft in die Nähe seiner damaligen Woh-nung Wilhelmitorwall 27. Im September 1932 enden die Eintragungen in der Meldekartei. In der Judaika steht, dass Robert Abelsky 1936 nach Bialystok verzog und von da aus in die USA emigrierte. Auf der Meldekartei ist eine Adresse in Fontana, Kalifornien, angegeben. Eine andere Quelle des Stadtarchivs bestätigt, dass Robert A. im Jahr 1936 Braunschweig verlassen musste.
Robert Abelsky hat den Holocaust im Gegensatz zu seiner ersten Frau Regina überlebt und in den USA ein neues Leben anfangen kön-nen. Er hat noch einmal geheiratet und drei Kinder bekommen.
Regina ( Rywk-Rejza) Abelsky, geb Rauchmann,
wurde am 2.05.1898 wie ihr Mann Robert in Grajewo geboren. Der Name ihrer Mutter war Ida Rauchmann, geb Fischbein. Sie hatte noch 3 Geschwister. Wann sie Robert Abelsky heiratete, ist nicht bekannt. Sie war seine 1. Ehefrau. Das Ehepaar hatte keine Kinder. Regina meldete am 1.10.1923 den Handel mit Tabakwaren an. Als Geschäft diente ein Zimmer ihrer Wohnung. Dafür musste sie 40,- RM Miete zahlen.
Im Jahr 1930 kam das Ehepaar in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Im Mai dieses Jahres schreibt Regina an den Rat der Stadt und bittet um Ermäßigung und Stundung von Gebühren: „Mein Mann ist jetzt seit ca. 2 Jahren schwer nervenkrank und au-ßerdem zahlen viele Leute ihre Wechsel nicht!“ Sie bietet an, ihre Schulden in monatlichen Raten von 25,-RM abzu-zahlen.
Im Zuge der Ausweisung jüdisch-polnischer Staatsbürger wurde sie am 28.10.1938 nach einer Nacht im Gefängnis in Wolfenbüttel ins La-ger Neu Bentschen abgeschoben und kam danach offensichtlich in einem Vernichtungslager um. Wir wissen nicht, warum sie in Braunschweig blieb, als ihr Mann schon nach Polen und anschließend in die USA ging und warum er sie nicht mitnahm. Vielleicht unterstützte sie ihre Schwiegereltern.
Am 8.05.1945 wurde Regina Abelsky für tot erklärt
Recherche: Schülerinnen und Schüler der John-F.-Kennedy.Realschule 2011-2012