Forstenzer

Gustav Forstenzer wurde am 9.12.1888 in Berlin geboren.

Seine Ehefrau Lucie kam am 13.3.1893 als Tochter des Kaufhausbesitzers Adolf Frank in Braunschweig zur Welt.

Nach dem Tod des Schwiegervaters übernahm Gustav zusammen mit seinem Schwager Herbert Frank die Leitung des Kaufhauses, das sich in der Schuhstrasse 24 – 28 befand.

Am 14.6.1919 bekam das Ehepaar seinen ersten Sohn Claus. Die jüngeren beiden Zwillingsbrüder Martin und Peter kamen am 25.7.1921 zur Welt. Die Familie wohnte in diesen Jahren in der Lützowstr. 6.

Claus verbrachte seine Kindheit in Braunschweig. Nach Beendigung der Schule machte er eine Ausbildung bei der Firma Held, später studierte er.

Im Alter von 18 Jahren floh er 1937 aus Deutschland in die USA.

Als die Zwillinge Peter und Martin 12 Jahre alt waren, wurden im so genannten Warenhaussturm in Braunschweig die Schaufenster jüdischer Geschäfte zerstört, so auch die des Kaufhauses Frank. Martin fotografierte die Zerstörungen kurz nach dem „Warenhaussturm“.

Es ist belegt, dass Gustav Forstenzer seinen Sohn Peter 1936, bereits bevor dieser einen Abschluss erreichen konnte, von der Schule nahm. In einem Brief an den Schulleiter vom 28.2.1936 schreibt er: „Ich habe heute Peter von der Schule abgemeldet, weil ich zu der Überzeugung gekommen bin, dass er das Klassenziel nicht erreichen wird. Die Situation ist ja für uns heute leider so, dass ein weiterer Schulbesuch auch sonst für ihn zwecklos wäre….“. Nachdem Peter die Schule verlassen hatte, machte er eine Lehre zum Gebrauchsgrafiker an der Grafikdesign-Schule in Berlin.

Sein Zwillingsbruder Martin machte ebenfalls eine Ausbildung in Berlin.

In der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde auch die Wohnung der Forstenzers verwüstet. Gegen 4 Uhr morgens wurde die Wohnungstür der Familie aufgebrochen und Gustav wurde zusammen mit den 17 Jahre alten Zwillingen in das Konzentrationslager Buchenwald verschleppt.

Nach der Festnahme zerstörten ca. 6 – 10 Männer in Zivil die Wohnung. Es entstand ein Schaden in Höhe von ca. 45.000 Reichsmark.

Die am 12. November in Kraft getretene Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben bildete anschließend die Grundlage für die „Arisierung“ des Warenhauses Adolf Frank, das Forstenzer und Frank im selben Jahr noch an das NSDAP-Mitglied Karl Stöber verkaufen mussten.

Um aus dem KZ Buchenwald wieder frei zu kommen, mussten die Forstenzers versprechen, das Land direkt nach der Freilassung zu verlassen.

Anfang Dezember 1938 kamen sie frei und emigrierten kurz darauf, am 9.12.1938, nach New York.

Gustav Forstenzer wurde in den USA Händler und gründete ein neues Geschäft. Sein Sohn Martin arbeitete ebenfalls in diesem Geschäft.

Es ist zu vermuten, dass der Sohn Claus, der schon seit 1937 in den USA lebte, in der US-Armee kämpfte und nach Kriegsende mit einer Fliegerstaffel der Armee in Braunschweig war. Es existiert ein Foto, auf dem er vor dem ehemaligen Kaufhaus seines Vaters zu sehen ist.

1946 schrieb Gustav Forstenzer in einem Brief aus New York an einen ehemaligen Kollegen und Freund: „Wie man sich fühlt, wenn alles über einem zusammenstürzt, haben wir am eigenen Körper erlebt. Sie werden wissen, dass ich an dem Tage, an dem ich 50 Jahre alt wurde, mit 40 Mark in der Tasche mit meiner Familie auswandern musste, nachdem mir die Nazis alles, was ich in einem Menschenleben aufgebaut hatte, genommen haben. Wir haben hier schwer gearbeitet, um wieder hoch zu kommen, und können gottlob heute sagen, dass wir gut durchgekommen sind. Dazu kommt, dass wir dem Führer zu verdanken haben, dass wir rechtzeitig Deutschland verlassen haben, um hier in dieses wunderbare Land zu kommen, in dem Menschen noch immer gewertet werden, als das was sie sind und nicht danach, ob sie die zur Zeit richtige Großmutter haben.“

Recherche: Schülerinnen und Schüler der IGS Querum am 5.12.2006