Hinzelmann

Margrete und Herbert Hinzelmann

Margarete Hinzelmann wurde am 21.8. 1883 in Gnesen/ Posen geboren. Sie arbeitete als Büroangestellte und lebte hier in Braunschweig in der Fasanenstraße 14.

Im Niedersächsischen Staatsarchiv in Wolfenbüttel fanden wir Angaben über Margaretes Vermögen. Die Nationalsozialisten hatten ihr Vermögen erfasst, weil sie wie viele deutsche Juden in jener Zeit einen Auswanderungsantrag gestellt hatte. . Den Auswanderungsantrag stellte Margarete am 26. Juli 1939. Am 11. August 1939 erhielt sie von den deutschen Behörden ein Schriftstück, in dem sie darüber informiert wurde, dass sie für die Mitnahme ihres Umzugsgutes 450 RM zu bezahlen habe. Wir fanden ebenfalls in den Akten ein Schreiben Margaretes an die deutschen Behörden. Sie bat darum, einen Teil ihres Umzugsgutes umzuschreiben als Reisegepäck, da sich ihre Auswanderung in Richtung Shanghai aufgrund des dortigen Einreisestopps verzögerte. (Eine Aufstellung des Umzugsgutes sowie des Reisegepäcks ist vorhanden und kann in der Gedenkstätte Schillstraße eingesehen werden.) Wertgegenstände wie Schmuck und Silbersachen wurden Margarete weggenommen.

Erst nach Kriegsende konnte sie einen Antrag auf Rückgabe stellen. Das Wiedergutmachungsamt in Braunschweig lehnte den Antrag nach 1945 jedoch unschlüssig ab, woraufhin der Schmuck nach Hannover weitergereicht wurde. Margarete Hinzelmann erhielt ihr Eigentum auch nach 1945 vom deutschen Staat nicht zurück. Am 23. März 1940 meldete sie sich nach Shanghai ab und lebte dort im Auswandererghetto bis 1945. Nach Kriegsende, konnte sie schließlich nach Buenos Aires in Argentinien zu ihrer Schwester Gertrud Tannchen auswandern, die bis 1938 zusammen mit dem Bruder Herbert in der Wachholtzstraße 1 gelebt hatte.

Herbert Hinzelmann wurde am 28. Dezember 1884 wie auch Margarete in Gnesen/Posen geboren. Er arbeitete als Landwirt und war Soldat im 1. Weltkrieg. Außerdem war er Träger des Ehrenkreuzes für Frontkämpfer. Hier in Braunschweig lebte er in der Wachholtzstraße 1. Im Anschluss an die Reichspogromnacht, als die Nationalsozialisten in ganz Deutschland Synagogen, Geschäfte und Wohnungen jüdischer Deutscher angriffen und zerstörten, wurde Herbert Hinzelmann am 10. November 1938 ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. Erst nach fünf Wochen, am 16. Dezember 1938, wurde Herbert aus dem KZ Buchenwald wieder freigelassen.

Bevor Herbert Anfang des folgenden Jahres auswandern konnte, musste er einen sogenannten „Fragebogen für Auswanderer“ ausfüllen Aus Herberts Anworten in diesem Bogen geht hervor, dass er nicht vermögend war wie seine Schwester und im Ausland vorhatte, weiter im landwirtschaftlichen bzw. im gärtnerischen Bereich zu arbeiten. Wir fanden auch heraus, dass seine Schwester Margarete ihm für die Kosten der Auswanderung eine Summe in Höhe von 2500 RM gegeben hatte. Am 23. Januar 1939 fuhr Herbert mit dem Frachtdampfer „Oldenburg“ in Genua ab nach Shanghai, um sich dort eine neue Existenz aufzubauen. Der Transport seines Umzugsgutes wurde ebenfalls von seiner Schwester finanziert. Er lebt dort bis 1949.

1949 wanderte Herbert wie vor ihm Margarete zu seiner Schwester Gertrud Tannchen nach Buenos Aires aus.

Recherche: Belinda, Maja und Lena, Schülerinnen der IGS Querum, 2009