Vasen

Samuel Vasen Samuel Vasen wurde 1875 in Hülchrath geboren. Er war mit Dina Vasen verheiratet, zusammen hatten sie einen Sohn, Walter Vasen. Die Familie wohnte am Marstall 1-2 in Braunschweig.

Von 1915-1918 leistete Samuel Vasen für das Deutsche Vaterland Kriegsdienst und wurde später Inhaber eines Bekleidungsgeschäfts namens S. Vasen Herren- und Knabengarderobe. Das Geschäft lag in dem Eckhaus Marstall / Höhe direkt unter ihrer Wohnung und hatte die Adresse Höhe 32. Durch die Arisierung wurde das Geschäft am 09.11.1938 von Kuhlmann und Wruck übernommen. Im Krieg wurde das Haus ausgebombt. Bei späteren Ermittlungen wurde immer wieder festgestellt, dass sich Wruck bei der Enteignung jüdischer Firmen besonders hervorgetan hat.

Am 10.11.1938 wurde Samuel Vasen mit seinem Sohn während der Reichspogromnacht verhaftet und in das KZ Buchenwald gebracht.

Nach der Einweisung in das KZ sind keine Daten mehr bekannt.
Samuel Vasen wurde am 31.12.1945 für tot erklärt.

Recherche: Sebastian Schuhmann und Jacob Wessel, Jugenddorf-Christophorusschule – 2007

Dina Vasen

Dina Vasen wurde am 2. März 1878 in Hannoversch – Münden geboren. Bevor sie Samuel Vasen heiratete, hieß sie Dina Löwenthal. Mit ihrem Mann wohnte sie in Braunschweig, Marstall 1-2. Am 25.02.1904 wurde ihr Sohn Walter Vasen geboren.

Dina Vasen wurde am 16. September 1939 verhaftet und in die Untersuchungshaftanstalt Rennelberg in Braunschweig gebracht.

1942 wurde sie in den Osten deportiert und am 31.12.1945 für tot erklärt.

Recherche: Felix Blin, Jugenddorf-Christophorusschule – 2007

 

Walter Vasen

Walter Vasen wurde am 25.02.1904 als Sohn des Geschäftsinhabers Samuel Vasen und dessen Ehefrau Dina, geb. Löwenthal, in Braunschweig geboren.
Über die ersten Jahre seines Lebens erfuhren wir nach unseren Untersuchungen lediglich, dass er mit seinen Eltern in der über ihrem Geschäft liegenden Wohnung unter der Adresse Marstall 1-2 lebte. Von 1921 bis 1924 wohnte Walter Vasen in Hannover – vielleicht als Lehrling (?)- kehrte aber nach Braunschweig zurück, wo er wiederum bei seinen Eltern wohnte und als Prokurist im Geschäft seines Vaters arbeitete.
Am 21. Juli 1935 wurde Walter von der Politischen Polizei Braunschweig wegen Rassenschande in Schutzhaft genommen und am 17. August in das KZ Dachau gebracht.
Der Vater erfuhr aus einer Zeitungsnotiz, dass sein Sohn wegen Verkehrs mit einem „arischen“ Mädchen inhaftiert wurde. Walter war seit 1929 mit dem „arischen“ Mädchen befreundet. Das Mädchen wurde auch in Schutzhaft genommen, doch nach 28 Tagen wieder entlassen.
Am 15. September 1935 stellte der Vater Samuel Vasen den Antrag an das Reichs- und Preußische Ministerium des Innern in Berlin auf Haftentlassung. Nachdem er einen Antrag an das Geheime Staats Polizeiamt Berlin gestellt hatte, wurde die Akte von Walter Vasen an die Politische Polizei Braunschweig gesandt. Er begründete sein Gesuch auf Entlassung seines Sohnes mit folgenden Punkten, seine Familie sowie die seiner Frau besitze seit mehreren Generationen die deutsche Staatsangehörigkeit, von 1915-1918 habe er für das deutsche Vaterland Kriegsdienst geleistet. Da er bereits über 60 Jahre alt sei, brauche er dringend in seinem Herrn und Knaben Bekleidungsgeschäft die Unterstützung seines Sohnes, um im Interesse der Wirtschaft sein Geschäft weiter aufrecht zu erhalten.
In einem Schreiben vom 12. Oktober 1935 des Braunschweigischen Minister des Innern an den Reichs- und Preußischen Minister des Innern Berlin wird die baldige Entlassung von Walter Vasen aus der Schutzhaft wegen Gefährdung der öffentlichen Ruhe, Sicherheit, Ordnung und weil sein Treiben bekannt geworden sei, abgelehnt.
Berlin fragte am 18. November 1935 an, ob eine Entlassung von Walter Vasen von dem Braunschweigischen Minister des Innern in Erwägung gezogen wurde. Deswegen wurde ein Bericht vom Lagerkommandanten des Konzentrationslagers Dachau angefordert, welche für Walter Vasen ungünstig ausfiel. U. a. hieß es in diesem Bericht, dass sein politisches Verhalten nicht einwandfrei sei, er sich bei der Arbeit als ganz fauler Bursche zeige, und er hätte mehrmals mit Arrest bestraft werden müssen. Falls eine Entlassung trotz der schlechten Führung durchgeführt würde, lehne er jede Verantwortung ab.
In der Akte von Walter Vasen im Staatsarchiv Wolfenbüttel fanden wir keine Hinweise, wann Walter Vasen aus der Schutzhaft in Dachau entlassen wurde. Aber wir können davon ausgehen, dass er entlassen wurde, da er im Adressbuch von 1938 zu finden ist.
Zusammen mit seinem Vater wurde Walter Vasen am 10.11.1938, in der Reichspogromnacht, verhaftet und in das KZ Buchenwald gebracht.
Nach seiner Entlassung emigrierte er nach Shanghai, wo er im dortigen Ghetto lebte, bis er nach dem Ende des 2. Weltkrieges in die USA auswanderte.
Sein Sterbedatum konnten wir nicht herausfinden.

Recherche:  Oliver Wolff, Jugenddorf-Christophorusschule – 2007
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ERGÄNZUNG – Oktober 2019  von Michael Brandt:
aus dem Zeitzeugenbericht von Leo Berger (Familie aus Wolfenbüttel), der im Geschäft von Familie Vasen arbeitete:
Leo Berger wurde ebenfalls nach der Pogromnacht ins KZ Buchenwald deportiert.
Dort traf er seinen Chef, Samuel Vasen und seinen Sohn. Er berichtet, dass Samuel Vasen aus dem KZ Buchenwald entlassen worden war, damit er sein Geschäft scheinbar verkaufen konnte. Ziel war es – das schreibt Leo Berger – den Eindruck zu erwecken, dass das Geschäft nicht enteignet, sondern verkauft wurde.