Waltemate, Heinrich und Martha

 

Heinrich wird am 2.01.1909 in Braunschweig geboren.
Heinrich besucht in Braunschweig die Volksschule und besteht später
seine Gesellenprüfung als Vulkaniseur.
Verheiratet ist er seit dem 14.02.1931 mit Martha Waltemate geb. Meyer, die beiden
haben keine Kinder.
Bereits seine Eltern Hermann Waltemate (Kesselschmied) und Anna Waltemate
geb.Kasten stammen aus Braunschweig.
Heinrich hat zwei jüngere Geschwister, Otto und Gerda

Martha Waltemate wird am 7.11. 1901 in Braunschweig geboren.
Sie geht zur Vorlkschule, arbeitet als ungelernte Arbeiterin als Weberin.

Bis mindestens 1930 arbeitet Heinrich  in seinem Beruf bei der Firma Ludwig Rochga
in der Husarenstraße.
1931 bezieht das Ehepaar Fürsorgeunterstützung der Stadt BS.
Heinrich ist ab dieser Zeit wahrscheinlich arbeitslos.
Martha ist aufgrund einer Krankheit arbeitsunfähig und Hausfrau.

Martha und Heinrich sind beide in Braunschweig Mitglieder in der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD).
Für diese haben sie auch aktiv Parteiarbeit betrieben, z.B. Zeitungen und Flugblätter verteilt, Plakate geklebt. Nach der Machtübernahme der Nazis und dem Verbot der KPD haben beide weiterhin Widerstand geleistet und versucht die Parteiarbeit aufrechtzuerhalten.

Im Juni 1933 wurde der SS – Mann Gerhard Landmann bei einer Fahndungsaktion versehentlich von eigenen Leuten erschossen. Dies wurde von der NS – Führung unter Klagges umgehend den Kommunisten angelastet und führte zu einer Verhaftungswelle (“Landmann – Welle”). Mit brutalsten Mitteln forderte Klagges gegen die politischen Gegner vorzugehen.

Im Zuge dieser Verhaftungen werden auch Martha und Heinrich festgenommen.
Die Adresse des Ehepaares Waltemate ist zur Zeit der Inhaftierung Heinrichs die
Höfenstr. 10 in Braunschweig.

Heinrich wird in der Zeit der ‚Schutzhaft‘ auch im von den Nazis beschlagnahmten
AOK – Gebäude verhört und gefoltert. (s.Rieseberg-Morde)
Ihnen werden illegale Parteiarbeit und Hochverrat angelastet.
Im Urteil wird  ihm auch die Vorbereitung zum Hochverrat vorgeworfen.
Er wird zu 6 Jahren und 6 Monaten Haft  verurteilt.

Martha wird wegen Beihilfe und Verbreitung von KPD Material zu 6 Wochen Haft verurteilt.

Heinrich Waltemate
•  09.08.1933 –  11.08.1933 Schutzhaft in Braunschweig
•  11.08.1933 – 03.11.1938 Strafgefängnis Wolfenbüttel
•  04.11.1938 – 25.11.1938 Untersuchungsgefängnis Hamburg
•  26.11.1938 – 28.01.1939 Strafgefängnis Wolfenbüttel

28.01.1939 Zuchthaus Münster Beobachtungsabteilung
(Annahme: eingerichtet für Geisteskranke)

Ab 22.06.1939 wird die Freiheitsstrafe aufgehoben wegen Krankheit.
Da er in dieser Gefängniszeit eine Haftpsychose entwickelt,
wird er anschließend in zwei Landes-Heil & Pflegeanstalten eingewiesen.
Von dort wird er mit unbekanntem Ziel verlegt.
• 12.07.1939 – 29.02.1940 Provinzialheilanstalt Eikelbern bei Lippstadt
•  29.02.1940 –  12.06.1941 Landesheil-und Pflegeanstalt Königslutter
(Verlegung mit unbekanntem Ziel, wahrscheinlich durch
‚Gemeinnützige Kranken-Transport-G.m.b.H.,Berlin‘.)

Heinrich Waltemate ist 32 Jahre alt, als er in Bernburg stirbt.
Laut Sterbeurkunde in Bernburg starb er am 02.07.1941.

Susanne Weihmann weist in ihrem Buch darauf hin,
dass H. Waltemate bereits am Tag seines Transports, zusammen mit 89 weiteren Menschen
in  Bernburg ermordet wird.
Das Todesdatum ist entsprechend dieser Recherche  am 12.06.1941.

Martha zieht später in die Ernst-Amme-Straße und weiter in die Tuckermannstraße

Das Datum des 02.07.1941, welches sich auf dem Entschädigungsantrag von
Ehefrau Martha befindet, bezieht sich auf die Nazi-akten aus dem Standesamt II in
Bernburg und wurde wahrscheinlich bewusst dort falsch datiert.

In der Zeit von 1940 – 1943 werden in der Heil & Pflegeanstalt Bernburg etwa 40.000
Personen durch das Sonderkommando Dr. Eberle umgebracht. Zur Beurkundung dieser
Todesfälle wird von den Nazis ein extra Amt (Standesamt II) eingerichtet.
Die  Bescheinigung zum Tod von H. Waltemate wird von genau diesem Amt ausgestellt
(Original im Landesarchiv Wolfenbüttel).

In den Unterlagen zum Entschädigungsantrag seiner Frau Martha von 1953 wird bestätigt,
dass Heinrich auf Grundlage des Bundesergänzungsgesetzes zur Entschädigung für
Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung nach Paragraf 1 aufgrund seiner politischen
Überzeugung verfolgt wurde.
Weiterhin wird bestätigt, dass er an der Folgen der Schädigung seines Körpers
aufgrund der Verfolgung gestorben ist.

In einem Schreiben vom 3. März 1950 verweist der Direktor der Anstalt in Bernburg, dass
H. Waltemate aufgrund seines Todesdatums offensichtlich ein Opfer der dort
von 1940 -1942 eingesetzten SS- Sonderabteilung
zur Beseitigung sog. „Ballast-Existenzen“ war.

Der Kreis Sonderhilfeausschuss der Stadt Braunschweig bestätigt am 07.02.1950, dass
der Tod von H. Waltemate mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit durch
Vergasen erfolgt ist.
Im Bescheid zur Entschädigung von 1954 wurde festgestellt, dass H. Waltemate durch
nationalsozialistische Gewaltmaßnahmen vorsätzlich und leichtfertig getötet worden ist.

 

Quellen: https://histbrun.hypotheses.org/903, Buch Reinhard Bein „Widerstand im
Nationalsozialismus Braunschweig 1933 – 45“, Entschädigungsantrag im Landesarchiv

Quelle: Antrag auf Entschädigung der Witwe Martha, Landesarchiv Wolfenbüttel
Quelle: Teilbescheid Entschädigungsantrag im Landesarchiv Wolfenbüttel
Quelle, Buch Susanne Weihmann  „Die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Königslutter
und der Krankenmord“ von 2020

Recherche 2023:  Jugendliche der Falken, Sozialistische Jugend,
Bezirksverband Braunschweig