Witkowski

Enoch mit Tuvjan, Siegfried, Izak


Die Brüder Enoch und Zemach Witkowski stammten aus Grajewo in Polen.

Enoch Witkowski wurde 1884 in Grajewo geboren. Er heiratete zunächst eine junge Frau namens Taviba, am 23.10.1911 wurde der gemeinsame Sohn Tuvjan geboren.

In zweiter Ehe (ob nach dem Tod von Taviba oder aufgrund einer Scheidung ließ sich nicht ermitteln – d.R.) war er mit Rebekka Witkowski, geb. Schimmer, verheiratet. Aus dieser Ehe stammen zwei Söhne: Siegfried und Izak, beide noch in Grajewo geboren. 1917, zwei Jahre nach der Geburt des jüngsten Sohnes starb Rebekka.

Enoch zog mit seinen jüngeren Söhnen und seinem Bruder Zemach nach Braunschweig und wohnte in der Wendenstr. 14/15. Als Kaufmann gründete er gemeinsam mit Zemach ein Schuh- und Kleidergeschäft in der Münzstr. 8.

Direkt nach der Machtergreifung wurde er Anfang 1933 verhaftet und nach sechsmonatiger Haft nach Polen abgeschoben. Seitdem ist er verschollen.

Tuvjan Witkowski wurde am 23.10.1911 in Grajewo geboren. Er blieb dort auch als sein Vater nach Braunschweig umsiedelte. Erst 1926 immigrierte er zu Vater, Brüdern und Onkel nach Deutschland. Tuvjan war erblich bedingt stark psychisch behindert, ihm drohte ab 1934 die Zwangssterilisation, es konnte jedoch 1934 nach Palästina fliehen. In Tel Aviv wurde er in eine Einrichtung für Behinderte eingewiesen. Über sein weiteres Leben ist nichts bekannt.

Siegfried Witkowski kam am 19.1.1914 in Grajewo zur Welt. Als Grundschüler besuchte er die Bürgerschule Reichstraße. Von 1924 bis 1933 war er Schüler des Martino Katharineums in Braunschweig. Er wurde von seinem Lehrer Schilling als „besonders zuverlässiger und gewissenhafter Schüler“ beschrieben, sein Reifezeugnis weist lediglich in den Fächern Turnen und Zeichnen die Note „genügend“ auf, alle anderen Noten sind gut und sehr gut. Siegfried stellte 1932 den Antrag, seinen Vornamen in Israel umzuändern. Er wollte jüdische Theologie studieren, um Rabbiner zu werden. Aufgrund der Ausweisung seines Vaters fehlten aber die Mittel für ein Studium. Deshalb ging er 1934 an eine jüdische Ausbildungsstätte für Landwirtschaft bei Magdeburg und emigrierte 1936 nach Palästina.

In Palästina (ab 1948 Israel) nannte er sich Israel Kotev und  heiratete 1945 Fanny. Sie bekamen vier Kinder: Yosi, Rivka, Chanoch und Chagit.

Der Sohn Yosi  Kotev schrieb den recherchierenden Schülern und Schülerinnen über seinen Vater: „Mein Vater arbeitete sein ganzes Leben in der Landwirtschaft und Landwirtschaftswissenschaft. Er lernte in Israel an einer Berlitz-School Landvermessung und arbeitete dadurch für etwa zehn Jahre im ganzen Land. Nach der Arbeit, in seiner Freizeit, liebte er es besonders, Religionskurse zu besuchen. Auch liebte er es, berühmte deutsche Schriftsteller wie Schiller und Goethe ins Hebräische zu übersetzen und veröffentlichte zwei Bücher.

Er starb im Jahr 1990 und hinterließ vier Kinder und 16 Enkelkinder.

Izak Witkowski wurde am 15.11.1915 in Grajewo geboren. Gemeinsam mit Vater und Bruder Siegfried kam er am 21.3.1918 nach Braunschweig. Izak floh im Alter von 20 Jahren in die USA. Sein weiterer Lebensweg konnte nicht ermittelt werden.

 

Zemach Witkowski wurde am 13.1.1881 in Grajewo geboren.
1918 kam er gemeinsam mit seinem Bruder Enoch nach Braunschweig.
Sie gründeten ein Schuh- und Kleidergeschäft in der Münzstr. 8 – laut Adressbuch von 1926 die „Handelsgesellschaft zum Stern“ – und wohnten in der Wendenstr. 14/15.
Zemach Witkowski wurde 1935 nach Grajewo ausgewiesen und kam in einem der Vernichtungslager ums Leben.

Recherche 2013: Schülerinnen und Schüler des Martino-Katharineum