Diskriminierung - Antisemitismus



Auch in der Schule erfährt Elisabeth Antisemitismus. So durfte sie nicht am Schwimmunterricht teilnehmen. In der Braunschweiger Tageszeitung vom 24. Juli 1935 findet sich folgende Meldung:

„Im Germania Bad sind Juden unerwünscht.
Das Sportbad des hiesigen Schwimmsportklubs ‚Germania‘ hat als erstes der Braunschweiger Bäder den Besuch von Juden öffentlich abgelehnt, wie unser Bild zeigt. Diese Tatsache verdient schon alleine deshalb hervorgehoben zu werden, weil sie – vorläufig wenigstens – in Stadt und Land Braunschweig einmalig ist.“

Außerdem musste sie während des Geschichtsunterrichts die Klasse verlassen. So „waren die Lehrbücher nahezu aller Fächer, die Unterrichtsinhalte und die Schulveranstaltungen von Nazi-Ideologie geprägt.“ (Bernhild Vögel, …und in Braunschweig?, Braunschweig 1996, S.127) Doch fragt man MitschülerInnen von Elisabeth, so sagen sie, dass sie sich weder an antisemitische Unterrichtsinhalte noch an antisemitische Äußerungen von Lehrern erinnern können.

Auch Elisabeth schreibt: „Ich glaube, die Schule war in Ordnung bis 1937, als es allen Schülern verboten wurde, mit Juden Kontakt zu haben.“ Hier spielt sie wohl auf den Erlass des Reichserziehungsministers Rust an, in dem „die Rassentrennung auf den öffentlichen Schulen“ zu Ostern 1936 vorgesehen ist, wie die Braunschweiger Tageszeitung am 12.09.1935 berichtet. Elisabeth stand nun beide große Pausen alleine auf dem Schulhof, da ihr der Kontakt zu anderen Mitschülerinnen verboten war.

Juden wurden öffentlich diskriminiert und durften nicht an öffentlichen Veranstaltungen teilnehmen. Kinder standen in der Schule im Abseits, so dass die Eltern die Schüler aus der Schule nahmen.

Elisabeth kann sich an eine Beschimpfung von Jungen erinnern, die ihr auf der Straße hinterherriefen: „Jude itzig, Nase spitzig, Ohren eckig, Arschloch dreckig.“
Und ein anderes Mal flog ein Mauerstein durch ihre Fensterscheibe, als sie schon im Bett lag.

Wir können uns kaum vorstellen, dass selbst Kinder vom Nationalsozialismus in der Weise beeinflusst waren, dass sie vor derartigen Handlungen nicht zurückschreckten. Die Kinder müssen von Eltern, Freunden und Lehrern so gegen die Juden aufgehetzt worden sein, dass sie z.B. einen Stein gegen andere erheben.

Kinder brauchen Vorbilder, um zu lernen, was richtig und was falsch ist. Sie leben und verstehen die Welt so, wie sie ihnen vorgelebt wird. Wenn z. B. die Eltern eine negative Einstellung gegenüber Juden haben, vermitteln sie diese auch ihren Kindern.


Auswanderung:

Am 13.04.1938 emigrierte die Familie in die USA. Da sie ihre Fahrt für einen Besuch von Verwandten in London unterbrach, erreichte sie erst am 28.4.1938 New York. Elisabeths Klassenkameradinnen wussten nichts von der bevorstehenden Emigration, da Elisabeth und ihre Eltern Angst hatten, dass ihr Vorhaben scheitern könnte.

„Sie war einfach weg“, ist ein Kommentar einer ehemaligen Klassenkameradin von Elisabeth. Weiter erzählt sie: Die Schülerinnen erhielten einen Brief von Elisabeth aus den USA, den Erika Kromberg vorlas, denn sie konnte am besten lesen. Als der junge Französischlehrer Otto Giesele hereinkam und die Mädchen anschrie: „Wie könnt ihr als deutsche Mädchen solche Briefe lesen?“, waren die Mädchen geschockt und sprachlos. Es wurde den Mädchen untersagt, weiterhin Briefe von Elisabeth vorzulesen.


Elisabeth GärtnerEugen GärtnerHelene u. Hans GärtnerWerner SchumannMeinungenImpressum