Dorothea Lüddecke geb. Papendorf




Frau Lüddecke geb. Papendorf 07/2008
Elisabeth Schumanns Briefe machten deutlich, dass ihre Beziehung zu ihrer Schulfreundin Helga eine große Bedeutung für sie hatte. Gerne hätten wir auch mit Helga gesprochen. Deshalb baten wir Herrn Duin von der Braunschweiger Zeitung um Mithilfe bei der Suche nach ehemaligen Klassenkameradinnen von Elisabeth Gärtner.

Aufgrund des Artikels, der am 13.06.2008 unter der Überschrift „Ausgewanderte Jüdin sucht Braunschweiger Schulfreundin“ erschien, meldeten sich zwei Mitschülerinnen von Elisabeth und ein Klassenkamerad von Hans. Kurze Zeit später trafen wir uns mit Frau und Herrn Lüddecke. Frau Lüddecke geb. Papendorf besuchte mit Elisabeth dieselbe Klasse in der Mittelschule Heydenstraße.

Frau Lüddecke ist eine sehr freundliche und offene alte Dame. Auch Herr Lüddecke zeigte sich sehr interessiert. Wir sind sehr froh, sie kennengelernt zu haben. Sie berichtete uns über die gemeinsame Schulzeit mit Elisabeth und half uns bei unserer Recherche. Allerdings konnte sie sich auch nicht mehr an viele Details erinnern, da seither 70 Jahre vergangen sind. Sie zeigte uns Fotos und Zeugnisse aus ihrer Schulzeit. Außerdem gab sie uns einen Bericht, den sie für uns angefertigt hatte.

Hieraus möchten wir gerne zitieren:





Oberes Bild: Dorothea Papendorf
unteres Bild: Zeugnis von Dorothea Papendorf aus der MS Heydenstraße 1. Hbj. 1936/37

„Mein Name war damals Thea Papendorf. Ich war klein und mickrig und hatte lange, rothaarige Zöpfe.

Anfang April 1936 wurde ich nach bestandener Aufnahmeprüfung in die Klasse 6c der Mittelschule Heydenstraße aufgenommen.

 Ich wohnte in Groß Gleidingen, war somit Fahrschülerin. Die Zugverbindungen waren damals sehr gut, weil wir an der Strecke Hannover, Hildesheim, Braunschweig liegen.

Unsere Klassenlehrerin hieß Maria Müller. Zwei Jahre später wurde Herr Winkler unser Klassenlehrer.

Elisabeth Gärtner ist mir sehr gut in Erinnerung, ich mochte sie gerne. Sie hatte sehr schönes dickes, braunes Haar. Eines Tages nahm sie mich mit zu sich nach Hause. Wir gingen auch in die Synagoge in die Steinstraße. Ich hatte eine kleine Handarbeit dabei, die ich meiner Mutter zum Muttertag schenken wollte und Elisabeth zeigte mir ihre Handarbeit für ihre Mutter. Ihre Mutter war klein und zart und schon so früh weißhaarig. Ihren Vater habe ich nicht gesehen.

Irgendwann 1938 war sie weg, nach Amerika. Sie hat uns noch Briefe geschrieben, die las uns Erika Kromberg, die zweitbeste Schülerin unserer Klasse, ein sehr nettes Mädchen, vor. Einmal kam Otto Giesele, ein junger Lehrer, herein, als sie las. Er legte los: ‚Wie könnt ihr als deutsche Mädchen solche Briefe lesen?‘ Wir waren sprachlos. Ich habe all dies nie vergessen.

Ich habe Elisabeth nie aus meinem Gedächtnis gestrichen.

An den Namen einer Mitschülerin kann sich Elisabeth noch heute gut erinnern. Es muss Helga Künnemann sein, mit der sie wohl sehr befreundet war; sie war groß und kräftig. Meinem Mann fiel bei diesem Namen auch etwas ein. Als er nach Schulabschluss mit 14 Jahren in die Lehre zu Pfeiffer und Schwicht kam, war Helga Künnemann schon im 2. Lehrjahr. Er fand sie damals klug und mochte sie als Mitglied seiner damaligen Firma. Sie ging später nach München. Da hat er nichts mehr von ihr erfahren.“

Dorothea Lüddecke geb. Papendorf, 2008
Annica Nordt und Lena Pachali, 10b, besuchten Frau Lüddecke im Juli 2008


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