Leben in den USA







Bilder von oben:
(1) 60. Geburtstag von Eugen Gärtner 1955
(2) Ehepaar Gärtner mit Werner Schumann 1955
(3) Ehepaar Gärtner mit Elisabeth 1955
(4) 80. Geburtstag von Eugen Gärtner 1965

In den USA waren die ersten Jahre finanziell problematisch. Eugen Gärtner fand in New York keine Stelle als Rabbiner. Er leitete an hohen Feiertagen Gottesdienste in einer Gemeinde, die sich keinen festangestellten Rabbiner leisten konnte. Außerdem hielt er Grabreden bei einigen Beerdigungen.

Da die wirtschaftliche Situation immer schwieriger wurde, arbeitete er zunächst in der 2nd Avenue in New York. Hier wurde die Hochbahn abgerissen. Er übernahm die Aufgabe, ein Plakat vor sich her zu tragen, dessen Text die Fußgänger vor möglichen Gefahren, die von den Arbeiten an der Baustelle ausgehen könnten, warnen sollte.

Auf den Rat seiner Frau wurde er dann „Doorman“. Die Tätigkeit eines Türstehers übte er in einem der wohlhabenden Appartementhäuser am Central Park in Manhattan aus. Er trug eine prachtvolle Uniform.

Nachdem Eugen Gärtner US-Bürger geworden war, arbeitete er für den US-Staat. Er zensierte Korrespondenz für die US-Regierung. 1955 wurde das Leo-Baeck-Institut gegründet, das sich u.a. mit der Geschichte der Juden in Deutschland beschäftigt. Elisabeth berichtet, ihr Vater habe Bücher für die Bibliothek katalogisiert. Seine Kenntnisse des Hebräischen und Deutschen und seine Allgemeinbildung waren hier gefragt.

Noch 1963, im Alter von 78 Jahren, arbeitete Eugen Gärtner für das Leo-Baeck-Institut. Die Anfrage vom 19.11.1963 von Dr. Moderhack, dem damaligen Leiter des Stadtarchivs Braunschweig, ob er einen Beitrag über das Leben der Jüdischen Gemeinde in Braunschweig für das Gedenkbuch „Brunvicensia Judaica“ verfassen könne, musste er auch aus gesundheitlichen Gründen ablehnen: „Außerdem verbietet mir meine geschwächte Sehkraft noch zusätzliche Arbeit zu der für das Institut hier aufzunehmen.“
(Quelle: Stadtarchiv Braunschweig, Dokumentation der Juden in Braunschweig 1961-1971, E42 AV 56.2 G-L)

Helene Gärtner starb bereits im Jahre 1959, sie war an Leukämie erkrankt. Nach ihrem Tod zog Eugen in eine Pension. Einige Jahre später lernte er Irma kennen, seine spätere Frau, die er im Jahr 1963 heiratete. Mit seiner zweiten Frau verlebte er noch 17 glückliche Ehejahre. 1980 starb Eugen im Alter von 95 Jahren in New York.

Quelle: Erinnerungen von Elisabeth Schumann geb. Gärtner, 2008
Bilder: Privatbesitz Elisabeth Schumann


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