Synagoge in Braunschweig




Dieses Bild der Synagoge stammt aus dem Stadtarchiv Braunschweig: H XVI B IV 2 Synagoge [F3]



Einweihung der Synagoge 1875

Die Synagoge, Alte Knochenhauerstraße 1, und das benachbarte Gemeindehaus in der Steinstraße wurden am 23.10.1875 eingeweiht. Davor waren beide Einrichtungen in immer beengter werdenden Verhältnissen am Kohlmarkt untergebracht. Die Synagoge wurde im orientalischen Stil mit gotischen Stilelementen von dem damals bekannten Architekten Uhde, Professor an der TU in Braunschweig, entworfen.

Vor dem Holocaust lebten 1500 Juden in Braunschweig. Die Synagoge bot 1200 Menschen Platz. Elisabeth Schumann geb. Gärtner schreibt hierzu:

„Die Synagoge war sehr schön, sie war innen nicht so dunkel, wie es auf den Fotos erscheint. Die Thorarollen waren - prächtig in warmfarbigem Samt mit Silberornamenten - in dem beleuchteten Schrein ausgestellt. Die Gemeinde galt zwar als konservativ, war aber fortschrittlicher, als man meinte. Die Damen saßen oben auf dem Balkon, getrennt von den Männern.“





Die Reichspogromnacht vor 70 Jahren

Am 10.11.1938 konnte man folgenden Propagandatext in der Braunschweiger Tageszeitung über die Pogromnacht lesen:



Durch einfaches Anklicken mit der linken Maustaste lässt sich der Zeitungstext vergrößern, Quelle Stadtarchiv Braunschweig



Abtragung der Braunschweiger Synagoge nach der Sprengung am 10. November 1938, Quelle: Peter Former
Die Sprengung der Synagoge 

In der Reichspogromnacht vom 9./10.11.1938 sprengten die Nazis die Synagoge, die Inneneinrichtung wurde dabei zerstört und die zuvor hinausgetragenen Thorarollen und Bücher auf dem Eiermarkt verbrannt. Die Synagoge wurde jedoch nicht in Brand gesetzt, weil sich in der unmittelbaren Nähe Fachwerkhäuser befanden. Die Nazis hatten Angst, dass das Feuer auf die anderen Häuser übergreifen könnte.

Das angrenzende jüdische Gemeindehaus wurde nicht beschädigt. 1939 stand die Stadt bereits als Besitzer dieses Gebäudes im Adressbuch. In den Räumen wurde das Polizeirevier der westlichen Innenstadt untergebracht.

1940 wurde die Synagoge für baufällig erklärt und abgerissen. Die Stadt Braunschweig verkaufte 1943 „ein Teilgrundstück der zerstörten Synagoge für 13.200 RM an das Reich, das dort einen Bunker errichtete.“ (R. Bein, Zeitzeichen, S.205)

Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrten nur zwei jüdische Frauen nach Braunschweig zurück, die den Holocaust überlebt hatten. Es zogen Geschäftsleute, Handwerker und auch wieder eine kleine jüdische Gemeinde in das Gemeindehaus ein.

1980 stellte die Stadt finanzielle Mittel zur Renovierung des Gebäudes bereit, das 1983 feierlich eingeweiht wurde. Es diente nun als Gemeindehaus und Synagoge. Seit 1990 konnte die jüdische Gemeinde in Braunschweig einen verstärkten Zuzug aus der ehemaligen UDSSR verzeichnen. Heute ist die Gemeinde auf 200 Mitglieder angewachsen. Weil der Synagogenraum für diese Mitgliederzahl zu klein wurde, fasste man den Entschluss, auf dem Hof des Gemeindehauses eine neue Synagoge zu errichten. Das Gebäude konnte 2006 eingeweiht werden.

Quellen: Reinhard Bein, Zeitzeugen aus Stein, Braunschweig 1996, S. 63-71
Ders., Zeitzeichen, Braunschweig 2000, S. 203
Bernhild Vögel, ... und in Braunschweig?, Braunschweig 1996, S. 47-49

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